Pflegeleicht!

Pflegeleicht soll der Garten sein. Doch was bedeutet 'pflegeleicht' und was macht uns am meisten Arbeit im Garten? Wir haben dazu eine TOP 5  der aufwändigsten Gartenarbeiten (und wie sich die Arbeit erleichtern lässt) zusammengestellt. Lesen Sie hier den ersten Teil unserer Serie



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Bisher in der Serie Pflegeleicht? erschienen:


Pflegeleicht!


TOP5: Verwendung von Einjährigen und nicht winterharten Pflanzen


TOP4: Falsche Belagswahl für befestigte Flächen im Garten

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Was bedeutet eigentlich ‚pflegeleicht‘ ?

 


Natürlich Grillen & chillen im Garten! Der Garten wird heute verstanden als erweiterter Wohnraum und viel weniger als zu früheren Zeiten als Ort für Pflanzen, Obst und Gemüse. Das gilt sicherlich nicht für jeden Garten – aber der Trend ist unübersehbar. 

 

Ein Blick in ein Gartencenter zeigt ausgedehnte Outdoor-Living-Abteilungen, in denen allerlei Grill und Grillzubehör, Outdoor-Küchen und vor allem Outdoor-Möbel mit immer witterungsbeständigeren Bezügen angeboten werden. Automover gehören selbst im Reihenhausgarten mittlerweile zur Standard-Gartenausstattung – auch, weil Rasen noch immer (oder dank der Rasenmähroboter jetzt erst recht) auch in Handtuchgröße als pflegeleicht gilt.

 

Welche Zutaten benötigt also ein ‚pflegeleichter Garten‘?

Oder andersherum gefragt – welche Gartenarbeiten kosten viel Aufwand und Zeit? 

 


Ist der Trend zum geschotterten „Garten“ als vermeintliche Endstufe von Pflegeleichtigkeit womöglich Ausdruck eines Wunsches, wenigstens das unmittelbare häusliche Umfeld unter vollständiger Kontrolle zu halten?  


Stichwort ‚Schottergarten‘: Erste Kommunen versuchen mit Satzungen derlei Garten-Unraum entgegenzuwirken oder fordern sogar den Rückbau der Schotterflächen mit Verweis auf Verstöße gegen die jeweilige Landesbauordnung. Diese fordern nämlich bereits für nicht bebaute Grundstücksflächen (und teils explizit für Vorgärten) neben einer Wasserdurchlässigkeit auch eine gärtnerische Gestaltung durch ‚Begrünung UND Bepflanzung‘ (aus: Hamburgische Bauordnung). 



 

In der Landesbauordnung Schleswig-Holstein sind die nicht überbauten Flächen des bebauten Grundstücks zu begrünen ODER zu bepflanzen – für Haarspaltende mit der Tendenz zur Pflegeleichtigkeit um jeden Preis sehen hier sofort die Lösung von der Rolle:  

Kunstrasen auszurollen, grünen Kunstrasen …

 

 




Die Landesbauordnung Schleswig-Holstein

erlaubt Kunstrasen auch im Garten...




Dynamik und der Zwang zur Geduld als hervorragende Kennzeichen eines Gartens werden vielerorts abgelöst durch Instant-Deko-Klimbim wie Bhudda-Figuren, Cottage-Körbchen oder Cortenstahl-Gartenstecker.

 

Die trendwelten.eu haben ‚Gärtnern 2.0‘ ausgerufen „Aus Gärtnern wird Gardening“ wird der Trend einer der vergangenen Messe spoga + gafa-Messe beschrieben- „dabei wird nicht nur gejätet, gegossen und gepflanzt, sondern auch dekoriert, verziert und liebevoll eingerichtet“.


Das Gärtnern als Kontakt der Hände mit Pflanzen und dem Boden verschiebt sich zum Gardening – der Dekoration und dem Umblättern von Gartenmagazinen. 







Grillen und chillen hinter Kirschlorbeer und unter Bhuddas gnädigen Augen: Dagegen ist abgesehen vom Geschmack und der Frage, was denn einen schönen Garten eigentlich ausmacht, überhaupt nichts einzuwenden - in diesem Garten eines Neubaugebietes wurde zur Pflegeerleichterung eine Mähkante aus Kleinpflaster hergestellt.



Und: ‚Einfach machen lassen! Draußen wird genauso komfortabel gewohnt wie drinnen“.


Für die gewünschte Eigenschaft ‚pflegeleicht‘ reicht es trotz ausgerufenem 2.0 oder 4.0-Status nach wie vor leider nicht aus, robuste und langlebige Pflanzen gleichsam eines Sonnenschirms einmal einzugraben und dann den Garten im Grunde genommen vergessen zu können. 


Schöne Magazinbilder als Ergebnis von Plant and forget? Vergessen Sie es!

 

Dazu haben wir in der Baumschule noch ein eindringliches Beispiel in Erinnerung: 

 

Ein Landschaftsbauunternehmen bemängelt im September drei Stück etwa sechs Monate zuvor gepflanzte und nun mausetote Dachplatanen. Schadbild: Aufgeplatzte Rinde an den Stammfüßen aller drei Hochstämme. 


Hier müsse die Baumschule nun doch Ersatz leisten, bestimmt handele es sich um einen Transportschaden, auf jeden Fall müsse doch eine Anwachsgarantie greifen.

 

Gepflanzt wurde in eine Grobschotterfläche, die Bäume waren augenscheinlich auch angewachsen. 

Gießrand? Fehlanzeige. 

Stammschattierung? Wozu, es war doch 2021 gar nicht so sonnig und heiß und hat doch so viel geregnet… 

 

Einmal auf die heiße Herdplatte gefasst (im übertragenen Sinne) reicht für den Schaden jedoch vollkommen aus – die Spitzentemperatur von knapp 35 °C plus entsprechende Strahlung im Juni 2021 dürfte bei der gegebenen Nicht-Versorgungslage und Unterlassen elementarer Pflegemaßnahmen für den Totalausfall vollkommen ausreichend gewesen sein. 

 

Ohne ein Mindestmaß und vor allem regelmäßig und kontinuierlich ausgeführte Pflegemaßnahmen wird es nichts mit der Kombination von ‚pflegeleicht‘ und ‚Garten‘ 


– es sei denn, Sie wohnen in einer verwunschenen Ruine und möchten dazu einen gartenästhetisch passenden Ruderalgarten. 

 






Hauptsache 'pflegeleicht'? 


Das Begrünungsziel dieser Fläche bleibt unklar





Vor einiger Zeit kam das Gespräch mit einem Vermessungstrupp auf die Tatsache, dass immer mehr Eigenheimbesitzer ihr Grundstück vermessen lassen mit dem Ziel einer Grundstücksteilung. Das hat in einem Hochpreis-Ballungsraum wie Hamburg sicherlich mit den Grundstückspreisen und daraus erzielbaren Verkaufserlösen zu tun. Vielen Eigentümern eines Einfamilienhauses sei aber – so die Vermessungstechnikerin – das Grundstück angesichts des Pflegeaufwandes einfach zu groß.

 


Schätzen Sie Ihre gärtnerischen Ambitionen, Fähigkeiten und Möglichkeiten realistisch ein. 


Gibt es Arbeiten, die Sie vielleicht an ein Landschaftsbauunternehmen vergeben könnten? Typischerweise fallen zu Saisonbeginn und Saisonende nicht nur zahlreiche Arbeiten an, sondern auch viel Grünschnitt. Zusammen mit einem Maschineneinsatz für den Hecken-Formschnitt ist zu diesen drei Zeitpunkten im Gartenjahr gärtnerische Unterstützung sinnvoll – und der Grünschnitt wird auch gleich mitgenommen.


Renate Waas, erfahrene Landschaftsarchitektin aus München mit zahlreichen vorbildlichen Privatgartenplanungen im Portfolio, schreibt auf Ihrer Homepage renate-waas.de zum Thema ‚pflegeleichter Garten‘:

 

„Ein pflegeleichter Garten darf sehr gern wunderschön, bienenfreundlich, nützlich für Vögel und gemütlich für die Gartenbesitzer sein - aber sicher nicht langweilig. Das muss auch nicht sein. Man muss weder auf üppige Bepflanzung noch auf Rasen verzichten. 


Eigentlich muss man auf gar nichts verzichten - die richtige Kombination von Flächen und Pflanzen, der richtige Belag und ein paar Vorbereitungen des Bodens vor der Pflanzung erleichtern alle Arbeiten schon ungemein. Auch ein passionierter Hobbygärtner darf sich die Arbeit erleichtern und auch mal die Beine hochlegen!“

 

Dieser Einschätzung stimmen wir unbedingt zu, denn ‚üppige Bepflanzung‘ interessiert uns als Pflanzenproduzenten und -händler natürlich! 

 

So haben wir unsere Zeigefinger gespitzt und einmal versucht, die Top 5 der Gartenarbeit zu identifizieren, die uns vom ‚Träumen und Genießen‘ (Zitat mein-schoener-garten.de) abhalten.

 

P.S.

Alle Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner, die bei ‚pflegeleicht‘ verächtlich den Kopf hinter diesem roten Tuch schütteln weil sie gerne mit den Händen in der Erde wühlen, dürfen sich diese als Fortsetzungsgeschichte angelegte ‚Hitliste‘ trotzdem durchlesenJ




Bisher in der Serie Pflegeleicht? erschienen:


Pflegeleicht!


TOP5: Verwendung von Einjährigen und nicht winterharten Pflanzen


TOP4: Falsche Belagswahl für befestigte Flächen im Garten

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Veröffentlicht in Bepflanzungsplanung am 02.06.2022 12:34 Uhr.

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Inh.: Bettina Stoldt, Dipl.-Ing. agr. (FH)

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