Was die meiste Gartenarbeit verursacht - TOP 4: Falsche Belagswahl für befestigte Flächen im Garten

Wir verlassen für die TOP 4 kurz die Pflanzenwelt und wenden uns den befestigten Flächen zu. Zu den letztlich in jedem Garten zu findenden Befestigungen zählen Hauszuwegung, Zufahrt und Terrasse. Als Grundstücksinfrastruktur sind diese Flächen unverzichtbar. Die Art der Oberflächenbefestigung bestimmt dabei den späteren Pflegeaufwand - und wir meinen nicht nur den 'Besendienst'

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Bisher in der Serie Pflegeleicht? erschienen:


Pflegeleicht!


TOP5: Verwendung von Einjährigen und nicht winterharten Pflanzen


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Einerseits: Befestigte Flächen sind keine Pflanzflächen und benötigen logisch keine gärtnerische Pflege. 


Andererseits: Befestigte Fläche ist nicht gleich befestigte Fläche. Je fugenreicher eine Oberflächenbefestigung im Garten ist, desto aufwändiger kann ihre Unterhaltung sein. 






Ein nahezu vollversiegelter Vorplatz eines Einfamilienhauses in Vorortlage: Trotz Pflasterorgie alles andere als pflegeleicht und optisch befriedigend - und nein, es handelt sich nicht um den Platz eines Gebrauchtwagenhändlers (es handelt sich hier allerdings auch nicht mehr um einen Garten, weder im engeren noch weiteren Sinne)



Wenn eine Asphalt- oder Ortbetonfläche das fugenlose Extrem darstellt, markieren ungebundene Oberflächenbefestigungen aus feinen Kieseln, Splitt und schließlich einer ungebundenen Deckschicht („wassergebundene Decke“) das andere Ende des Befestigungsgrades.  

 

Eine fugenreiche Oberfächenbefestigung im Garten wirkt harmonisch und gestalterisch angenehm, eine fugenlose oder -arme Oberfläche kann cool und stylish (oder - und hier kommt es auch auf die passende Umfeldgestaltung an - leblos und tot) wirken. 


Neben unterschiedlichen Auswirkungen auf Kleinklima, Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Insekten hat die Wahl des Belages für Wege- und Terrassenflächen im Garten entscheidenden Einfluss auf die Pflegeleichtigkeit. 




Ungebundene Deckschicht ('wassergebundene Decke') als Oberflächenbefestigung für eine Grundstückszufahrt funktioniert durchaus, kann aber pflegeaufwändig werden, wenn wenig genutzt (Unkrautaufwuchs) oder zu stark genutzt (Ausbesserungsbedarf)



Ungebundene Deckschichten ('wassergebundene Wege') sind eine preisgünstige Art der Wegebefestigung und weisen aufgrund des Materials eine gewisse Wasserdurchlässigkeit auf - können jedoch unter Witterungseinflüssen Funktionalität einbüßen: Schmierig nach Regenfällen, schlecht zu räumen bei Schnee. Werden Flächen aus ungebundenen Deckschichten nur wenig genutzt, wird sich unerwünschter Aufwuchs zeigen und die Fläche allmählich zuwachsen. Je nach Oberbau sind ungebundene Deckschichten auch per Pkw befahrbar. Bei Garagenzufahrten wird durch Spurfahrt die Deckschicht jedoch leiden.


Ungebundene Deckschichten benötigen Pflege: Fehlstellen (z.B. durch Ausspülung oder Nutzung) sollten regelmäßig ergänzt, Unkrautaufwuchs entfernt werden. Gut gepflegte ungebundene Deckschichten in öffentlichen Flächen werden regelmäßig 'abgeschleppt'.


Fazit: Ungebundene Deckschichten lassen sich im Garten verwenden, müssen aber als pflegeaufwändiger und nicht immer komfortabler Belag (feuchte Witterung: Deckschicht unter der Sohle) eingestuft werden.





Knirschende Kieselsteine als einfache und wasserdurchlässige Befestigungsart: Mit geeigneter Tragschicht, ggfs. einer Stabilisierungslage und wenig Laub-/ Nadeleintrag aus benachbarten Bäumen kann eine derartige Oberflächenbefestigung für längere Zeit pflegeleicht sein - auf diesem Bild erkennbar: Unkraut wächst hier vom Rand her



Mineralischer Mulch aus Kieselsteinen oder Splitt ist im Grunde genommen ebenfalls eine ungebundene Decksicht, preisgünstig in der Herstellung und wird sogar als pflegeleichter Wegebelag angepriesen.


Für eine Befahrbarkeit der Fläche ist je nach Tragfähigkeit des vorhandenen Untergrundes eine geeignete Tragschicht z.B aus Kies oder Schotter herzzustellen und zu verdichten.


Doch sollte bei dieser Art der Flächenbefestigung der Boden frei von Wurzelunkräutern bzw. die Einlage eines Unkrautvlieses/ Bändchengewebes (wasserdurchlässig) als Trennlage oder - sehr sinnvoll bei befahrbaren Grundstücks-/ Garagenzufahrten - von geeigneten Wabenplatten (bitte aus Recycling-Kunststoff) zur Stabilisierung und ebenfalls als Trennlage obligatorisch sein. 


Sonst sind diese Flächen durch Aufwuchs von unerwünschten Kräutern und Gräsern ebenso aufwändig zu pflegen wie ein normaler Gartenboden. 


Wenn in der Nähe zu Kieselflächen Kiefern, Lärchen oder Birken wachsen, dann sind diese mit ihren hakeligen Nadeln und kleinen Blättchen die Endgegner für die Kieselfläche … Denken Sie einfach an Flokati und Kekskrümel!



Fugenreiche Oberflächenbefestigungen im Kronentraufbereich und Schatten von Gehölzen werden sich anders entwickeln als fugenarme Beläge. Während sich unter Gehölzen bei ungebundenen Deckschichten (s.o.) allmählich eine Humusschicht bildet, die das Auflaufen unerwünschten Aufwuchses fördert, neigen fugenarme Beläge zur Bildung von Biofilm (Algen und Moose) und werden – vor allem, wenn wenig Verkehr herrscht – schnell rutschig.

 




Natursteinpflasterflächen mit ungebundener Fuge sind hinsichtlich des Pflegeaufwandes nicht pflegeleicht: Je nach Standort und Nutzungsintensität ist mit Unkrautaufwuchs in den Fugen zu rechnen. Aufgrund des Verbotes von Pflanzenschutzmitteln auf befestigten Flächen (ja, auch Essigsäure ist verboten!) bleibt nur ein ökologisch fragwürdiges Abflammen des Flächen oder eben die mechanische Entfernung von Unkraut. Moosbildung in den Fugen ist eher hilfreich und 'stabilisiert' die Fugen - wo Moos wächst, wächst eher kein Unkraut





Großpflaster Naturstein aus Reihensteinen: Fugenaufwuchs nimmt mit Nutzungsintensität ab - zur optischen Anbindung an benachbarte Rasenflächen (wie auf dem Bild zu sehen) kann derartiger Fugenaufwuchs auch wünschenswert sein und den Übergang zu einem Rasenfugenpflaster darstellen



Ein Behelf gegen Aufwuchs aus breiten offene Fugen beispielsweise bei Natursteinpflasterflächen (Kleinpflaster, Großpflaster; Fugenbreiten je nach Steinformat etwa zwischen 10 und 25 mm) ist die starre Verlegung mit gebundenen Fugen – Unkrautaufwuchs aus Fugen ist damit kein Thema mehr. Lebensraum bieten diese Fugen dann allerdings auch nicht mehr.  Aus gartenästhetischer Sicht büßt das Natursteinmaterial durch die Fugenfüllung mit 2-komponentiger- oder zementgebundener Fugenfüllung sicherlich ein Gutteil ihres Charmes ein und im Unterschied zum Betonsteinpflaster auch ein wenig von der Eigenschaft, in Würde mit Patina zu altern. 






Frisch verlegtes Groß- und Kleinpflaster aus Naturstein mit zementgebundener (starrer) Fuge: Nach Bewitterung vergraut die optisch noch sehr prägnante Fugenfüllung in Richtung 'unauffällig' - epoxydharzgebundene Fugen wirken durch die gewisse Körnigkeit 'natürlicher' und es stehen zahlreiche Farben zur Verfügung, so dass sich Fugenfarbe und Steinfarbe aufeinander abstimmen lassen


Sollten Sie eine solche starre Verfugung in Betracht ziehen, ist die Beratung von Fachleuten (ggfs. unter Nennung von Referenzflächen) unbedingt empfehlenswert. Eine Fachfirma kann Ihnen auch einen fachgerechten, zum Belag, der Verfugung und der erwarteten Belastung/ Nutzung der Fläche geeigneten Oberbau (Tragschichten) und abgestimmte Bettung anbieten. Auch die Entscheidung, ob eine starre aber gleichzeitig wasserdurchlässige Verfugung hergestellt werden könnte, um Niederschlagswasser vor Ort dem Boden zur Verfügung zu stellen und nicht abzuleiten, sollten Sie nicht ohne fachliche Beratung treffen.





Unterschiedliche Betonsteinpflasterflächen, die regelmäßig befahren werden: Zwischen den engfugig verlegten Pflastersteinen wächst hier nichts





Beton-Verbundpflaster einer selten genutzten Stellplatzfläche: Unerwünschter Aufwuchs auch aus engen Fugen



Betonsteinpflaster- und Naturstein- und Betonsteinplattenflächen weisen nur schmale Fugen auf bzw. sind je nach Format fugenarm. Bei regelmäßiger Nutzung der Flächen wird Fugenaufwuchs i.d.R. 'abgetreten' bzw. durch die Reifen- und Pflasterbewegungen auf befahrenen Flächen zerquetscht/ abgeschoren. Aufwuchs aus diesen engfugig (= 3 bis 5 mm Fugenbreite) verlegten Materialien lässt sich (im Unterschied zur Entfernung aus den breiteren Fugen von Natursteinpflaster) nur sehr mühsam entfernen.


Wenig befestigte Flächen bedeutet auch wenig Pflege dieser Flächen. Hinzu kommt ein geringerer Versiegelungsgrad ihres Grundstücks und somit ggfs. geringere Gebühren für nicht versickerungsfähige Flächen. Im Garten muss bestimmt nicht jede Ecke per ausgebautem Weg erschlossen werden und auch bei einer Doppelgarage müssen nicht immer riesige Garagenvorplätze gepflastert werden. 


Wenn Sie sich die Frage nach einer pflegeleichte Oberflächenbefestigung stellen, dann wägen Sie Optik und Funktionalität (und Budget) ab. Pflegeleicht können an geeignetem Standort und bei entsprechender Nutzung sowohl fachgerecht hergestellte Kiesel- und Splittflächen sein wie auch dauerhaft starr verfugtes Natursteinpflaster oder engfugig verlegte Pflaster- und Plattenbeläge. 





Stellplatzbefestigung mit wasserdurchlässigen Rasengitterplatten (hier: aus Beton) - gut geeignet für nur gelegentlich genutzte Flächen. Bei regelmäßig befahrenen bzw. beparkten Flächen hat es Rasenaufwuchs schwer. Häufig verunkrauten auch Randbereiche solcher Flächen



Oder Sie machen Aufwuchs gleich zum Hauptdarsteller - indem Sie z.B. für einen Stellplatz oder eine Zufahrt einen wasserdurchlässigen Belag mit aufgeweiteten Fugen als Rasenfugenpflaster bzw. einen entsprechenden Baustoff (Rasefugenstein, Rasengitterplatte) verwenden. 


Damit bei Pflasterbaustoffen die eigentliche Fläche möglichst lange intakt und ohne Stolperkanten begehbar bleibt, sind geeignete Randeinfassungen und ein der zu erwartenden Belastung und dem Untergrund entsprechende Oberbau (Tragschichten) entscheidend.





Veröffentlicht in Pflanzenverwendung am 19.08.2022 9:15 Uhr.

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Inh.: Bettina Stoldt, Dipl.-Ing. agr. (FH)

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