Was die meiste Gartenarbeit verursacht - TOP 5: Verwendung von Einjährigen und nicht winterharten Pflanzen

Wer mit dem Begriff ‚Garten‘ sofort den kategorischen Imperativ ‚sei pflegeleicht!‘ verbindet, der wird über Top 5  der Gartenarbeiten, die uns vom „Träumen und Genießen abhalten“ enttäuscht sein. Denn dieser Personenkreis hat vermutlich noch nie etwas von Einjährigen gehört – und wo nichts ist, kann nichts erleichtert werden.



TOP 4: Falsche Belagswahl im Garten



Dahlien, Ringelblumen, Fuchsien – das sind Pflanzen in einem Garten, der mit langer Blütezeit punktet, deren besondere Zutaten jedoch jedes Jahr von Neuem in die Erde bzw. deren Zwiebeln und Knollen oder nicht winterharte Ziergewächse im Herbst aus der Erde ins trockene und frostfreie Winterlager gebracht werden müssen. 




Eis- und Knollenbegonien als saisonaler 

Farbfleck im Garten? Macht Arbeit!



Mit dauerhaften Stauden und Gräsern sowie vor allem winterharte Blumenzwiebeln (es gibt auch Herbstblüher!) lassen sich ebenfalls attraktive, dafür aber dauerhaftere Gartenbilder mit weniger jährlicher Pflegearbeit des Rein- und Rausräumens und im Fall der nicht winterharten Zwiebeln auch des Sortierens, Beschriftens und kühl-und-trocken-Einlagens  pflanzen. 

 

Zusammen mit frühblühenden Stauden wie Bergenia oder Euphorbia (beides unkomplizierte, langlebige Stauden) gelingen mit frühjahrsblühenden Zwiebelpflanzen schon früh im Jahr ohne besonderen Aufwand schöne Kombinationen die wie ‚gepflanzte Blumensträuße‘ wirken können.

 

Einjährige Sommerblumen mit ihrem unermüdlichen Blütenflor müssen jedes Jahr erneut ausgesät werden – entweder vorgezogen im Frühbeet oder an Ort und Stelle. Wenig Erfolg wird eine Aussaat vor Ort ohne geeignete Bodenvorbereitung haben – das macht Sommerblumen nicht pflegeleicht. 

 

Es gibt im Staudensortiment als Ersatz zahlreiche Arten, die sich entweder durch eine ausgesprochen lange Blütezeit auszeichnen oder zwar eher kurzlebig sind, sich aber durch Selbstaussaat im Garten erhalten  - quasi als Vagabunden im Garten- wer Überraschungen und Dynamik mag. 

 



Zu den Langzeitblüher im Staudensortiment (Lebensbereich sonnige Freifläche) 

zählen von oben nach unten: Geranium 'Rozanne', Calamintha nepeta, Polygonatum amplexicaule - hier zusammen mit Calamagrostis varia - , Gaura lindheimeri und viele Rudbeckia-Arten und Sorten



Beispiele für robuste Stauden mit langer Blütezeit sind:

 

-      Calamintha nepeta in Sorten (Steinquendel/ Bergminze), Blütezeit VII bis XI (bis Frost)

-      Gaura lindheimeri und Sorten (Präriekerze), Blütezeit Ende VI bis XI (bis Frost)

-      Geranium Hybride ‘Rozanne‘ (Storchschnabel), Blütezeit V bis XI (bis Frost)

-      Polygonum amplexicaule in Sorten (Kerzen-Knöterich), Blütezeit VII bis X



Passionierte Gärtner mögen Geranium 'Rozanne' als mittlerweile zu gewöhnlich und langweilig abtun. Doch diese Hybride hat als Blüh-Bank von Mai bis Frost eine Ausnahmestellung im Staudensortiment und ist dabei wüchsig und ordentlich bodendeckend.




Kann zur (überschaubaren) Gruppe dauer- bzw. mehrfachblühender Gehölze gezählt werden: Kleinstrauchrose 'Fortuna'


Gehölze haben meist eine recht kurze Blütezeit, doch im Sortiment gibt es Ausnahmen: Neben 'dauerblühenden' Bodendecker- und Strauchrosen muss unbedingt auf die hervorragend pflegeleichten Eigenschaften der Fingersträucher (Potentilla) hingewiesen werden, die häufig etwas lieblos und in Massen als Straßenbegleitgrün gepflanzt werden. 





Pflegeleichter und bodendeckender und langzeitblühender und trockenheitsverträglicher und insektenfreundlicher Kleinstrauch mit staudenhaftem Wesen: Potentilla (gibt's auch in anderen Blütenfarben sowie in weiß)



Mit ihren kleinen, aber überreich von Ende Mai bis in den Herbst erscheinenden Schalenblüten und dem fast staudenhaften Wesen lassen sich diese Kleinsträucher sehr gut mit Stauden und Gräsern kombinieren. Und beliebt bei Insekten sind die Blüten auch noch!




Robuste Gräser und dankbare sommerblühende Zwiebelblüher ergänzen Staudenpflanzungen, dazu zählen (von oben nach unten) Allium aflatunense 

in Sorten (im Hintergrund: Camassia), Miscanthus sinensis in Sorten, Allium sphaerocephalon, Colchicum autumnale (hier zusammen mit Bergenia) sowie Sorten des früh austreibenden Grases Calamagrostis



Eine lohnenswerte Ergänzung der 'dauerblühenden' Stauden und Fingersträucher sind Ziergräser, deren Blüte dem Garten je nach Art bis über den Winter Struktur verleiht; als kurze Auswahl sind hier Gräser genannt, die sich auch gut mit den vorgenannten Stauden verwenden lassen:


-      Calamagrostis x acutiflora 'Karl Foerster' (Garte-Reitgras), Blüte ab VI, früher Austrieb

-      Calamagrostis varia (Berg-Reitgras), Blüte ab VI, locker-naturnahe Wirkung

-      Miscanthus sinensis in Sorten (China-Schilf), Blüte je nach Sorte ab IX, je nach Sorte schöne Herbstfärbung, Blütenstände wertvoll im Winter

-      Panicum virgatum in Sorten (Rutenhirse), Blüte je nach Sorte ab VIII, häufig intensive Herbstfärbung der Halme



Beispiele für Vagabunden im Garten, die sich durch Selbstaussaat erhalten – die (zugegeben) mit Blick auf Pflegeleichtigkeit und der Neigung zur Zufallsverbreitung dieser Pflanzengruppe bei einem starken Bedürfnis nach Einhaltung einer strengen ‚Beetordnung‘ Arbeit verursachen werden:

 

-      Alcea rosea (Stockrose)

-      Aquilegia vulgaris (Garten-Akelei)

-      Digitalis in Arten und Sorten (Fingerhut)

-      Hesperis matronalis (Nachtviole)

-      Oenothera glazoviana (Nachtkerze) und weitere Arten; die heimische Gemeine Nachtkerze Oenothera biennis zählt ebenso zu dieser Gruppe

-      Rudbeckia triloba (Oktober-Sonnenhut), lange Blütezeit VIII bis X

-      Verbena bonariensis (Patagonisches Eisenkraut), lange Blütezeit von V bis XI (bis zum Frost)

 


 


Dynamisch und dabei robust und pflegeleicht - das bringt die Gruppe der sogenannten 'Vagabunden' im Garten mit, also oft Zweijährige, die sich durch Aussaat oder auch milde Winter auf einer Fläche erhalten: Aquilegia vulgaris, Oenothera biennis und weitere Arten, Digitalis, Alcea und Verbena bonariensis




Lernen Sie an Stauden dieser Gruppe die Dynamik und die Eigenschaft schätzen, dass dort, wo die Selbstaussaat aufläuft, die Pflanze i.d.R. auch ‚funktioniert‘ und im Gartenjahr eigentlich keiner Betreuung bedarf – sieht man von der Entfernung unansehnlicher Fingerhut-Strünke nach der Blüte und der gelegentlichen Stützung von Stockrosen einmal ab.




Zweite Blüte: Remontierende Stauden


Andere Stauden lassen sich mit Blick auf eine lange Blütezeit der Gruppe der remontierenden Stauden zuordnen – dazu gehören etwa Salvia namorosa und Sorten (Garten-Salbei), Nepeta racemosa und Sorten (Katzenminze) oder Centranthus ruber (Spornblume). 


Aus den meisten remontierenden Stauden lässt sich die zweite Blüte jedoch nur durch scharfen Rückschnitt direkt nach der Hauptblüte erreichen, durch den ein Neuaustrieb und eine zweite, nicht so üppige Blüte provoziert wird. 


Aber Rückschnitt? Nicht pflegeleicht. 

 



Plant and forget: Zwiebelblüher 


Bodendeckerflächen lassen sich durch Zwiebelblüher abwechslungsreicher gestalten: Krokus und Traubenhyazinthen schaffen es locker, aus immergrünen (pflegeleichten!) Vinca- oder Waldsteinia-Flächen aufzutauchen. Herbstzeitlose (Colchicum) zwischen Bergenien überraschen im Herbstgarten.

 



Dankbare und dabei robuste frühjahrsblühende Zwiebeln: Dichternarzissen auf einer 

Rasenfläche, Elfenkrokus, Sternhyazinthe, Hasenglöckchen und die hervorragende, mittelfrüh blühende Narzisse 'Ice Follies' 




Zu einer kleinen und noch überschaubaren Auswahl dankbarer und auch gängiger Zwiebelblüher, die sich gut zur Verwilderung eignen – also nicht nach jährlichem Standortwechsel verlangen wie leider die meisten Tulpen (mit Ausnahme der Wild-Tulpen) – können folgende Arten und Sorten gezählt werden:


Zierlauch

für durchlässige, gerne kalkhaltige Böden, Blätter ziehen teils früh ein bzw. vergilben unschön, kaschieren!

 

Allium aflatunense, Sorte ‘Purple Sensation‘ (sonnig bis absonnig)


Allium sphaerocephalon (sonnig, werden mit der Zeit gelegentlich blühfaul, wenig Stickstoff geben)


Allium ursinum (Bärlauch, absonnig bis schattig, sehr ausbreitungsfreudig und lecker als Bärlauch-Pesto in der Küche verwendbar; verschwindet nach der Blüte vollkommen)

 


Prärielilie

für nicht zu trockene, gerne lehmige Böden, 

sonniger bis absonniger Stand, Blütezeit V

 

Camassia leichtlinii ssp. suksdorfii ‘Caerulea‘ (violettblau) und ‘Alba‘ (rahmweiß)

 


Winterling

Sonnig bis halbschattig, nicht zu trockener Stand; Knollen vor der Pflanzung über Nacht ‚einweichen‘, Blütezeit I bis II

 

Eranthis hyemalis (gelb)

 


Spanisches Hasenglöckchen

Für schattige bis halbschattige (sonnige) Pflanzplätze, sehr robust bis unverwüstlich mit der Tendenz zur Nervtmichlangsam-Pflanze, weil die schmal-lanzettlichen Blätter der dichten Blatthorste noch sehr lange stehen, so dass sich eine Kaschierung mit großblättrigen Hosta oder Farnen anbietet; Blütezeit IV bis V

 

Hyacinthoides hispanica und Sorten (hellblau, dunkelblau, rosa und weiß)

 


Traubenhyazinthe

Sonniger bis halbschattiger Stand, gerne auf warmen Pflanzplätzen. Es lohnt sich unbedingt, Traubenhyazinthen aus dem Topf nach dem Verblühen auf der Fensterbank auszupflanzen, gut geeignet auch zur Abstufung ‚hochbeiniger‘ Narzissen oder Tulpen; Blütezeit IV bis V

 

Muscari armeniacum (kobaltblau)

Muscari latifolium (blassblau oben, schwarzblau unten)

 


Blaustern

Für sonnigen bis schattigen Stand – die Masse machts! Anpassungsfähigkeit, Ausbreitungsfreude und gute frühlingsfarbliche Partnerschaft zu frühen Narzissen zeichnen Blausterne aus; Blütezeit: III bis IV

 

Scilla bifolia (dunkelblau)

Scilla sibirica (leuchtend blau)

 


Sternhyazinthe, Schneeglanz

Sonniger bis absonniger Stand, verwildern durch Zwiebelbrut und Versamung unaufhaltsam, aber ohne lästig zu werden, Massenpflanzungen mit schöner Leuchtkraft und gute Partnerschaft zu frühen Narzissen für herrliches blau-gelbes Frühlingsbild; Blütezeit III – IV

 

Chionodoxa luciliae (lavendelblauviolett, zu weiß überlaufendes Auge)

 


Krokus

Für sonnige bis halbschattige Flächen, auch für frühjahrslichte Rasenflächen unter Gehölzen, mag feuchte und auch kühlere, eher schattige Standorte; Blütezeit II bis III

 

Crocus tommasinianus und die Sorte ‘Lilac Beauty‘ (purpurrosa)

 

Den Elfenkrokus legen wir Ihnen aufgrund der guten Wüchsigkeit und Weiterverbreitung durch Aussaat ans Herz – denken Sie an die Krokusblüte des – nicht gehandelten - Crocus neapolitanus im Husumer Schloßpark, der Elfenkrokus verhält sich ganz ähnlich.

 


Narzissen

 

Geeignete Narzissen(-sorten) eignen sich hervorragend für die Verwilderung. Besonders wirkungsvoll und natürlich sehen Narzissen in lockeren Tuffs gepflanzt aus – oder als volle Frühlingsfarbbombe bei flächiger Pflanzung von 25 (bis 30) Stk/ qm. 


Für eine erfolgreiche und dauerhafte Verwilderung sollte das Laub in Ruhe einziehen können, damit die Knolle Kraft für die neue Blüte sammeln kann. In Pflanzungen lässt sich das vergilbende Laub durch den Neuaustrieb von geeigneten Stauden kaschieren. Bei Verwilderungen in Rasenflächen sollte der Rasenmäher nicht vor Mitte Juni die Narzissenflächen ‚abräumen‘ – bei zu frühzeitiger Mahd zeigen die Narzissen im Folgejahr nur Blätter, (leider) Wort drauf! 

 

Am besten werden Narzissen in Rasenflächen daher in größeren zusammenhängenden Flächen gepflanzt. So kann der Rasen um diese Flächen herum ‚ordentlich‘ gemäht werden. Alle Pflanzenteile der Narzisse (und sogar das Blumenwasser von Narzissenstängeln) sind sehr giftig.

 


Zu dankbaren Narzissen zur Verwilderung zählen:

 

Narcissus ‘Ice Follies‘ 

Mit cremeweißem Kranz, gelb-weißlicher Krone mit grünlicher Mitte; nicht klassisch bollerig Narzissengelb – dafür mit natürlicherer Farb-Anmutung und mit Leuchtkraft), Blütezeit IV; für eher absonnige Lagen

 

Narcissus obvallaris (N. pseudonarcissus)

Die Tenby-Narzisse ist eine kleine reingelbe Trompetennarzisse, von der zahlreiche Kultursorten und Hybriden hervorgegangen sind. Diese erstklassig zur Verwilderung geeignete Wildart mit gefälligem Wuchs blüht im März/ April, für sonnige (bis absonnige) Pflanzplätze.

 

Narcissus poeticus ‘Actaea‘ 

Dichternarzisse für Sonne und absonnige Pflanzplätze, schneeweiße Krone und goldorange-gelbes Krönchen, duftend!, ein echter Gartenschatz, eben ein Gedicht, auch beliebt bei Hummeln– Blütezeit IV bis Anfang V

 

Narcissus poeticus var. recurvus

Die Pfauenaugen-Narzisse sieht aus wie eine kleine Ausgabe der Dichternarzisse, blüht aber später – teils erst Ende Mai und schließt damit den Narzissen-Blütereigen. Diese Wildart mit ihrer natürlichen Ausstrahlung ist ein guter Partner zu spätblühenden Tulpen und eignet sich für sonnige wie schattige Standorte

 

 


P.S. : Wie sieht es eigentlich mit Kübelpflanzen aus? Sind Kübelpflanzen pflegeleicht? 


Es kommt darauf an, wie jeder für sich ‚pflegeleicht‘ definiert: Der tägliche Rundgang mit der Gießkanne plus gelegentliche Düngergaben sind nicht schwerer als Gassigehen mit Hund. Findet der Rundgang jedoch nicht regelmäßig statt, hat das schnell dramatische Folgen für die Kübelbepflanzung. Während der Urlaubszeit muss eine Bewässerung beauftragt oder durch einen Bewässerungscomputer sichergestellt werden. 


Pflegeleicht ist dies im Vergleich zu einer erdgebundenen Bepflanzung ganz sicherlich nicht – und ganz billig wird es auch nicht, wenn frostempfindliche Pflanzen über den Winter beispielsweise in einer Gärtnerei eingelagert werden müssen oder eine saisonal abgestimmte Wechselbepflanzung gewünscht ist.  


Wenn für Sie ‚pflegeleicht‘ lediglich ‚kein Unkraut pulen‘ bedeutet – dann lassen sich Kübelpflanzen wohl als pflegeleicht bezeichnen.



Bisher in der Serie Pflegeleicht? erschienen:


Pflegeleicht!



 



Veröffentlicht in Pflanzenverwendung am 01.07.2022 8:30 Uhr.

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Inh.: Bettina Stoldt, Dipl.-Ing. agr. (FH)

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