Wir waren unterwegs!

Zu Besuch bei der Klaus-Groth-Schule Tornesch, haben wir im Rahmen des Berufsinformationsabends SchülerInnen einen Einblick in die Ausbildung zum/r GärtnerIn Fachrichtung Baumschule bieten können.

von Maren Meyer


DU bist nicht der Typ fürs Büro?

(Foto: Zoonar/Yuri Arcurs peopleimages.com)


Die SchülerInnen der Jahrgänge 9-12 konnten sich in mehreren Gesprächsrunden einen Überblick über die vielfältigen Tätigkeiten innerhalb der Baumschule verschaffen. In einer kurzen Präsentation sprachen wir die Beweggründe an, sich für den Beruf BaumschulgärtnerIn zu entscheiden, gaben einen Überblick über den Alltag während der Ausbildung, eine kleine Vorstellung unseres Betriebes und einen Ausblick über die zahlreichen Möglichkeiten nach der abgeschlossenen Ausbildung.



Unser Auszubildender Julian Matthiessen 

erzählt aus dem Baumschulalltag


Julian Matthiessen, unser Auszubildender im 1. Lehrjahr, war mit von der Partie und konnte den interessierten SchülerInnen auf Augenhöhe aus erster Hand von seinem Alltag bei uns berichten. Spannendes zu berichten hatte er genug, denn er war am gleichen Tag zum ersten Mal beim Pflanzen unserer Alleebäume dabei.


Zu gewinnen gab es auch etwas

In jeder Runde haben wir einen kleinen Wettbewerb veranstaltet, bei dem jeweils drei Freiwillige gegeneinander antraten, eine Carpinus mit Max-Zange zu stäben. Nach einer Einweisung durch unsere Verlademeisterin Michaela Neumeister und einer kleinen Übungsrunde, war der Ehrgeiz der SchülerInnen geweckt und der Wettbewerb im vollen Gange.


Über den Preis, eine Aronia, durften sich dann alle Mutigen freuen, die sich getraut haben. Natürlich mit einer Pflanzanleitung und einem kleinen Überblick, was das Superfood alles kann.


Unser Fazit?

Für uns war der Abend ein Erfolg und wir haben uns gefreut den SchülerInnen unseren Beruf und unseren Betrieb näher zu bringen. Nächstes Jahr sind wir bestimmt wieder am Start.




Veröffentlicht in Baumschule am 17.11.2023 10:31 Uhr.

Hainbuchensorte als erstklassiger Herbstfärber

Die Sorte 'Rockhampton Red' befördert Carpinus betulus in die Riege hervorragender Herbstfärber

Hochstämme von Carpinus betulus 'Rockhampton Red' 
mit rot-oranger Herbstfärbung in unserem Quartier

Werden „die Gehölzneuheiten des Jahres“ auf Messen und dann in Fachzeitschriften ausgerufen, drücken viele Pflanzenverwender gedanklich die Snooze-Taste. Denn bis sich eine Gehölzneuheit tatsächlich am Markt etabliert, dauert es Jahre bis mitunter Jahrzehnte. Etabliert bedeutet: Es gibt sowohl qualitativ wie auch quantitativ eine ausreichende Menge am Markt. Oder die Neuheit setzt sich nicht durch und wird nicht weiter kultiviert. 


Auf der IPM als größte Pflanzenmesse hierzulande wurde im Jahr 2023 im Wettbewerb “IPM Neuheit 2023“ des ZVG (Zentralverband Gartenbau) durch eine Fachjury in der Kategorie Gehölze Acer campestre ‘Street Pillar‘ ausgezeichnet. Eingereicht wurde diese Sortenzüchtung von der holländischen Baumschule L.B. Ruijgrok aus Randwijk. 


Neben den bekannt guten Eigenschaften der Art Acer campestre, die ihn zur Gruppe der Zukunftsbäume zählen lässt , zeichnet sich ‘Street Pillar‘ durch einen schmal-säulenförmigen Kronenhabitus aus. Wir sind gespannt, wann und ob sich ‘Street Pillar‘ im Alleebaumsortiment durchsetzt. 


Im Jahr 2015  lautete das Gewinner-Gehölz des ‚Neuheiten Schaufensters‘ zwar Rhododendron ‘Bloombux‘. Mit Carpinus betulus ‘Rockhampton Red‘ wurde wie mit 'Street Pillar' eine interessante Sorte einer ebenfalls bewährten Baumart vorgestellt, die sich offensichtlich langsam am Markt etablieren kann – denn mittlerweile zählt ‘Rockhampton Red‘ auch zu unserem Baumsortiment, wenn auch in überschaubaren Stückzahlen. Und die Sorte ist Teil der im Jahr 2021 begonnenen Carpinus-Sichtung.


Dieses Gehölz möchten wir Ihnen ausdrücklich ans Herz legen! 



Doch der Reihe nach:

 

Entdeckt wurde die Sorte in den frühen 1990er Jahren zwischen einer großen Anzahl von Carpinus-Sämlingen im Quartier der Baumschule Mount Pleasant Tree Nursery in Gloucestershire, England


Die Baumschule schreibt dazu:

 

“This stunning patented cultivar, discovered here in the early nineties, grows like our common hornbeam but its leaves turn orange and red each autumn. Its seasonal show is up there with many of the better known (but generally more diffcult to grow) autumn colouring favourites.”


„Diese atemberaubende patentierte Sorte, die hier Anfang der 90er Jahre entdeckt wurde, wächst wie unsere Hainbuche, ihre Blätter verfärben sich jedoch jeden Herbst orange und rot. Die Herbstfärbung spielt in einer Liga mit vielen bekannteren (aber üblicherweise schwieriger zu kultivierenden) Herbstfärberfavoriten.“





Färbervergleich: Links 'Rockhampton Red', 

rechts 'Frans Fontaine' 

(Bilder vom 05.11.2023)



Eine Hainbuche mit einer Herbstfärbung in lebhaften roten und rot-orangen Farbtönen – bei ansonsten gleichen Eigenschaften der Art: Das ist für die Pflanzenverwendung definitiv ein Punkt und ein Hingucker im Herbst! Wir denken schon weiter an Carpinus betulus ‘Rockhampton Red‘- Hecken …






Die Vermehrung erfolgt (leider) nicht über die bei Carpinus übliche Aussaat, sondern in erster Linie über Veredlung, so dass Heckenpflanzen preislich auch aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit noch über der Liga der veredelten Blut-Buche Fagus sylvatica ‘Atropunicea‘ spielen dürften.

 

Als Hochstamm/ Alleebaum sind bei dieser Sorte Lizenzgebühren und eine Knappheit am Markt einzupreisen, so dass 'Rockhampton Red' (wie viele Sorten) teurer als das Massenprodukt der Art ist. Wir können diesen interessanten Baum als Hochstamm 3xv mDb in Größen von StU 14-16 bis 18-20 anbieten.






Veröffentlicht in Pflanzen am 08.11.2023 8:16 Uhr.

Herzlich Willkommen Frau Meyer!

Wir haben Verstärkung im Vertrieb bekommen


Zum guten Start gab's Blumen: 
Unser Büroteam hat Verstärkung bekommen 


Wir freuen uns, dass seit Anfang September Frau Maren Meyer unser Team bei Vertrieb und im Kundenkontakt unterstützt. Frau Meyer bringt vielfältige Erfahrungen aus dem Dunstkreis des Oldenburger Baumschullandes mit nach Holstein.

Sie wird Ansprechpartnerin für unsere Kunden in Kommunen, aus dem Garten- und Landschaftsbau und im B2B unserer Branchenkollegen.

 

Wir wünschen Ihr einen guten Start im Team Bradfisch!

 

Im Büro bedeutet dies nicht nur reines Stühlerücken und einen Schreibtischwechsel für Frau Stoldt: Sie wird sich künftig neben der Kundenbetreuung und Akquisition gemeinsam mit unserem sehr erfahrenen Betriebsleiter Eckhard Rode verstärkt um die Baumschulkulturen, Technik sowie die Aufschulplanung kümmern.



Veröffentlicht in Baumschule am 01.09.2023 10:00 Uhr.

Mitarbeitergewinnung und Ausbildung von Nachwuchs: Baumschulen zwischen Purpose und 4-Tage-Woche

Welchen Sinn hat eigentlich meine Arbeit? Und welchen Sinn das Unternehmen, für das ich arbeite?



Purpose: Auf der Suche nach Sinn 

und neuen Mitarbeitern



Dieser Sinn wird neusprech als Purpose bezeichnet und gilt seit einiger Zeit als eine Art Königsdisziplin nicht nur in Verbindung mit Kunden, sondern vor allem auch zur Gewinnung von Mitarbeitern. 

 

Nach Gehalt und Work-Life-Balance kommt es bei der Gruppe der Unter-30-Jährigen nach einer Umfrage des SPIEGEL bei der Suche nach möglichen Arbeitgebern an dritter Stelle auf die Sinnhaftigkeit an. Aktuell sorgen sich Menschen aus dieser Gruppe nach der Studie Jugend in Deutschland (Schnetzer/ Hurrelmann, Onlinebefragung zwischen 04. und 21.10.2022) um die Auswirkungen der Inflation auf ihr Leben, um die Folgen von Preissteigerungen.



Purpose und Sinnsuche in der Grünen Branche? Check! 


Zweck eines Baumschulunternehmens ist die Produktion von Pflanzen. Das ist ein ausgesprochen vorteilhaftes Produkt im Licht von Purpose, haben Pflanzen doch bei der Kundschaft einen sehr positiv besetzten Stellenwert (Garten, Park, Wald, Natur…) und bringen zusätzlich noch den entscheidenden Ökotwist mit (Nachhaltigkeit, CO2-Bindung, "grüne Lunge" für unsere Städte).

 

Mit dem Sinn und Zweck eines Baumschulunternehmens lässt sich somit und im Grunde genommen sehr leicht werben! 


Wo andere Unternehmungen Agenturen beauftragen müssen, um diesen Purpose überhaupt aus der DNA des Unternehmens zu destillieren, herzuleiten, zu verbalisieren und dadurch greif- und für Kundschaft und Mitarbeitergewinnung nutzbar zu machen, wächst Baumschulen der Purpose sinnbildlich aus dem Boden.

 


 

Krise: Nachwuchsgewinnung in der Baumschule

 

Warum ist der Gartenbau dann mit Blick auf die Ausbildung des Nachwuchses in der Krise?


Die im Jahr 2022 neu geschlossenen Ausbildungs-verträge in diesem Berufsfeld sind um knapp 12 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen – heißt in absoluten Zahlen, dass mit 5.316 Neuverträgen knapp 700 Verträge weniger als im Vorjahr abgeschlossen wurden (Quelle: Deutsche Baumschule, 03/2023). Die Baumschulen haben dabei mit den größten Negativtrend zu verzeichnen. 

 

Für Schleswig-Holstein sieht die Zukunft der Baumschulen mit Blick auf den Nachwuchs in Zahlen noch dramatischer aus: Lediglich 16(!) neue Ausbildungsverträge konnten für das neue Ausbildungsjahr 2023/ 24 geschlossen werden (Meldung im Pinneberger Tageblatt vom 29.07.2023). In den 1980er Jahren wurden noch bis zu 120 Auszubildende pro Jahr gezählt. 

 

Aus dem Kreis der 16 Produktionsbaumschulen, die an der Branchenmesser Florum 2023 teilgenommen haben und deren Webseite überhaupt über einen Bereich für Stellen- und Ausbildungsangebote verfügt, suchen 15 Firmen Personal und/ oder Auszubildende.



Vielen Unternehmen bleibe häufig nichts anderes übrig, als Purpose zu einer Haltung und letztlich reinen Marketing-Strategie zu machen, als ‚Lockmittel im Kampf um junge Talente‘, so Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Ingo Hamm im SPIEGEL.

 

Er ist der Ansicht, dass Sinn stiftet, was ein einzelner Mitarbeiter durch die Anwendung seiner fachlichen Kompetenz alltäglich bewirken kann und spricht von Selbstverantwortung und Chefsache


Chefsache deshalb, weil jedem Teammitglied dabei geholfen werden sollte, den Sinn ihrer Arbeit zu finden. Wer ‚Sinn‘ gefunden hat, könne diesen konkret beschreiben wie ‚ich bewirke sichtbare Ergebnisse meiner Arbeit‘.

 

Damit Arbeit als ‚sinnstiftend‘ empfunden werden kann, braucht es nach dem sog. Job Characteristics Modell nach Hackmann und Oldham fünf Zutaten:

 

1.   Vielfalt

2.  Bedeutsamkeit

3.  Sichtbarkeit von Anfang bis Ende (= Ausgangs- und Endprodukt sichtbar)

4.  Ausführbarkeit in relativer Automomie

5.  Feedback

 

Der Punkt "Moral" fehlt in dieser Aufzählung – somit können auch unmoralische Tätigkeiten (z.B. Produzent von Einweggeschirr) sinnstiftend sein – aber (natürlich!) macht erst ein sinnvolles UND moralisches Leben einen glücklichen und Menschen aus...


Im besten Fall also ist es sinnstiftende Tätigkeit, die zu einer inneren Motivation führt. In diesem Zusammenhang wird auf Studien zur Zerstörungskraft von Belohnungssystemen verwiesen. Nicht die Belohnung, sondern die Tätigkeit an sich sei sinnstiftend - also die innere Motivation und nicht der äußere Anreiz. 


Einer Mission im Leben folgen können, dem Leben einen ‚Sinn‘ gäbe und herauszufinden, was der Sinn meines Lebens sei – den Sinn zu erfüllen führe zu Glück. Arbeit müsse als Mittel zum Zweck (= Geldverdienen) jedoch nicht unbedingt glücklich machen, könne aber einen Stellenwert im Leben erhalten, der glücklich und zufrieden mache. 

 

 

Der Sinn des Lebens? Es gibt keinen – 

man muss das Leben in seiner Sinnlosigkeit hinnehmen als das Rätsel, das es ist.

(Philip Roth)

 

 


Sinn und fehlender gärtnerischer Nachwuchs 


Liegt es mit Blick auf den fehlenden gärtnerischen Nachwuchs daran, dass sich die jetzt in das Berufsleben eintretende Generation vor allem für Bildschirme interessiert? Weil in unserer Gesellschaft kognitive Kompetenzen zu hoch und andere Kompetenzen zu niedrig bewertet werden? Weil Studium und akademische Laufbahn mit Prestige und einem trockenem Plätzchen am Schreibtisch mit Dach über dem Kopf lockt? Weil heute über den Begriff Work-Life-Balance ein Gegensatz zwischen Arbeit und Leben beschworen wird? 


Etwa die Hälfte eines Jahrgangs erlangt heute das Abitur und Fachabitur. Fast 3 Millionen Studierenden stehen nur gut eine Million Auszubildenden gegenüber, so wenig wie zuletzt zur Wiedervereinigung. 

 

Aber spricht nicht für einen Ausbildungsberuf allgemein und eine Gärtnerlehre im Speziellen auch...


-      Ausbildung mit Purpose (s.o., "Klimahelden!")

-      Hobby zum Beruf machen: Gärtnern ist gesund und macht glücklich: Grün wirkt entspannend, die Arbeit mit den Händen und den Pflanzen hat meditativen Charakter und sorgt für Stressabbau: nicht umsonst ist das Gärtnern ein so beliebtes Hobby

-      Praktisch arbeiten und sehen, was ich geleistet habe

-      Arbeit und Bewegung draußen statt dauersitzend im Büro, Erleben von Jahreszeiten und Stärkung der Sinne, Sonne, Wind und Wetter

-      Umgang mit Maschinen, Entwicklung von technischem Verständnis und Begeisterung für Technikeinsatz

-      keine Anonymität und weniger hierachische Strukturen von kleinen und mittelständischen Betrieben im Unterschied zur Industrie

-      Entwicklungsmöglichkeiten von Fähigkeiten und Kenntnissen, Schritt in die Selbständigkeit

-      Berufsehre aus Fähigkeitenstolz, Durchhaltevermögen und Pflichtbewusstsein

-      Körperliche Arbeit als Ausgleich zur Kopfarbeit (ohne die es in der Baumschule schon lange nicht mehr geht!) und zu allgegenwärtiger Bildschirmberieselung (Social Media, Gaming,...)

 

Wer denkt, dass bei der Volkskrankheit Rückenschmerzen körperlich anstrengende Berufe an der Spitze stehen, der irrt! 


Der rückenunfreundlichste Arbeitsplatz ist das Büro: Langes Sitzen begünstigst die Erschlaffung der Muskulatur. Hinzu kommt Bewegungsmangel bei Bürotätigkeiten. Auf weiteren vorderen Plätzen bei den körperlich anstrengenden Berufen liegen Fliesenleger, Lkw-Fahrer und Pflegekräfte – aber keine Gärtner! 

 


Einen Großteil unserer Lebenszeit verbringen wir mit Arbeit – Glücklichsein (oder, langfristiger, Zufriedenheit) mit Arbeit zu verbinden ist somit naheliegend. Ein Forscherteam der London School of Economics befragte in einer Studie zum Thema ‚Glück am Arbeitsplatz‘ europaweit 20.000 Menschen.


Als Glücks-/ Zufriedenheitsfaktoren hab sich dabei herauskristallisiert:

 


Der Chef-Faktor

 

Chefs und die Art von Kommunikation und Wertschätzungen wurden als bedeutendste  Einflussgröße auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz genannt.

 

Als ebenfalls sehr wichtig wurden genannt:



Die Bezahlung 


Mehr Geld kann Voraussetzung für mehr persönliche Freiheit sein; dazu zählen auch geldwerte Zusatzleistungen.



Die Arbeitsatmosphäre


Die Atmosphäre im Betrieb wird u.a. bestimmt durch faire Behandlung, Wertschätzung, Kommunikation, der Möglichkeit zur Mitwirkung an Entscheidungsprozessen, Kollegium und Teamspirit. Neid und Mobbing sowie fehlende Interesse des Chefs an den Belangen der Mitarbeitenden sind gravierende Zufriedenheitskiller.


Faktoren wie Entwicklungsmöglichkeiten und Übernahme von Verantwortung scheinen dagegen nicht für alle Befragten wichtig oder erstrebenswert.






Mitarbeitende als entscheidende Ressource: 

Wie gewinnen und halten?




Schlagwort Nr. 1 bei Fragen der Zufriedenheit im Job ist derzeit die Frage nach der Work-Life-Balance. Laut der Studie ist diese Ausgewogenheit zwischen Freizeit und Beruf jedoch nicht das wichtigste Kriterium bei der Bewertung der Arbeitszufriedenheit.

 

Und so lässt sich vermuten, was auch hinter der Fragestellung nach Reduzierung von Arbeitszeiten zu Gunsten von Life – z.B. im Zuge der Einführung der 4-Tage-Woche stehen könnte: 


Nämlich die Suche nach einem Wettbewerbs-vorteil bei der Gewinnung des allenthalben dringend gesuchten Fachpersonals – auch wenn viele dazu befragte Arbeitgeber diesen Punkt lieber ein wenig hinter eben jener Work-Life-Balance und der Sorge um die Gesundheit der Mitarbeitenden verstecken. 



Gleiche Bezahlung bei Reduzierung der Wochenarbeitszeit?

 

Dieses Versprechen bedeutet nichts anderes als die Erhöhung der Produktivität in der verbleibenden Zeit und führt auf der Work-Seite zu einer weiteren Verdichtung der ohnehin in vielen Branchen bereits stark verdichteten Arbeit. 

 

Befürworter der 4-Tage-Woche verweisen auf die Erfordernis einer verbesserten Organisation von Arbeitsabläufen, um diesen Schritt gehen zu können und fügen sogleich an, dass die Mitarbeitenden sehr motiviert seien, für lange Wochenenden diesen Schritt in die weitere Verdichtung mitzugehen . Wie lange wird diese Motivation anhalten, wenn daraus schlimmsten-falls ein Mo-Do-Worktunnel entsteht? Oder müssen wir uns zurückerinnern an die Zeit, als der Sonnabend als Regelarbeitstag und damit die 6-Tage-Woche abgeschafft wurde - und es funktionierte?


In vielen Bereichen lässt sich Arbeit aufgrund von Personalmangel kaum mehr bewältigen, müssen Aufträge abgesagt, Ruhetage eingeführt werden.


Im Dienstleistungsbereich lassen sich jedoch zahlreiche Aufgaben und Projekte trotz 5-Tage-Woche trotz weiterer Arbeitsverdichtung wie den seit der Corona-Pandemie obligatorischen Videokonferenzen nicht ohne Überstunden bewältigen. 


Hier könnte eine 4+1-Tage-Woche ein erster Schritt zur Verbesserung der Produktivität sein: 4 Tage mit Tagesgeschäft und ein Tag reines Back-Office, an dem die Umsetzung eines Tagesplanes tatsächlich gelingt, weil das Tagesgeschäft ruht.

 

Die Vermutung liegt nahe, dass sich eine 4-Tage-Woche durchaus auch im Bereich der Baumschulwirtschaft einführen ließe. Abgesehen vom zeitlich befristeten Wettbewerbsvorteil der 4-Tage-Woche-Pioniere bei der Personalgewinnung – bleibt es womöglich eine Milchmädchenrechnung. Der Fachkräftebedarf lässt sich durch eine pauschale Reduzierung der Wochen-arbeitszeit dauerhaft nicht ohne Auswirkungen auf Umsatz und Ertrag ausgleichen, auch weil Ressourcen ausgeschöpft werden. 


Und: Können und wollen sich die Mitarbeitenden die Gehaltseinbußen durch Stundenreduzierung überhaupt leisten? Reichen die Kräfte bei gleich-bleibender Gesamtarbeitszeit bei der Verdichtung auf 4 Arbeitstage auch für körperlich anstrengende Tätigkeiten?

 




Reichen die Kräfte bei Erhöhung des Arbeitsdrucks und weiterer Arbeitsverdichtung einer 4-Tage-Woche?



Eine pauschale Stundenreduzierung ohne Gehalts-einbußen führt zu höheren Produktpreisen. Ist das Unternehmen dann noch wettbewerbsfähig?

 

Zahlreiche Studien und Pilotprojekte konnten zeigen, dass auch Unternehmen in vielerlei Hinsicht von der Einführung einer 4-Tage-Woche profitieren. Trotzdem lässt sich deren Eignung nicht für alle Branchen verallgemeinern.

 

Was wäre, wenn die bei der Einführung einer 4-Tage-Woche stets postulierte Effizienzverbesserung von Arbeitsabläufen und Aufgabenorganisation in einer 5-Tage-Woche zu einer Entspannung auf der Work-Seite beitragen könnten? Oder – wenn wie in einem vom Saisongeschäft geprägten Betrieb wie einem Baumschulbetrieb - die Wochenarbeitszeit stärker flexibilisiert würde? 

 

Überraschung: Das passiert in vielen Betrieben der Baumschulbranche längst! 


Das Instrument dazu nennt sich Jahresarbeitsplan. Arbeitsspitzen während der für die Branche typischen saisonalen Pflanz- und Versandsaison in Frühjahr und Herbst werden während der arbeitsärmeren Winter- und Sommermonate ausgeglichen – entweder durch kürzere Tagesarbeitszeiten oder durch ganze freie Tage. 


Das jeweils beste Arbeitszeitmodell ist womöglich das, welches am besten zu den Unternehmenszielen und den Wünschen der Mitarbeitenden passt. 

 

Dieses Modell werden wir im Produktionsbetrieb der Bradfisch Baumschulen KG für das Team und mit dem Team weiter optimieren. Dies bedeutet die Verbesserung von Arbeitsabläufen und auch eine weiter fortschreitende Technisierung. Die Gesundheit unserer Mitarbeitenden bleibt die Grundlage für erfolgreiches Wirtschaften. Und die Gesundheit halten wir für genauso wichtig wie das Gefühl, die Arbeit bewältigen zu können. 

 

Mit dieser Prämisse, einem sehr guten Teamspirit und guter Arbeitsatmosphäre werben auch wir um Arbeitskräfte und Azubis:

 


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Veröffentlicht in Baumschule am 28.08.2023 11:07 Uhr.

Lass die Natur mal machen

Gerade haben wir unsere 5-teilige Blog-Serie zum Thema ‚Was die meiste Gartenarbeit verursacht‘ abgeschlossen, da erregte im Frühjahr 2023 die Kampagne ‚Lass die Natur mal machen‘ einer großen Baumarktkette die Aufmerksamkeit aller nach Pflegeleichtigkeit-im-Garten-Suchenden.

‚Lass die Natur mal machen. Und Du wirst staunen, was Dein Garten alles kann.“

 

„Klar gibt es immer was zu tun. Aber das meiste davon macht Dein Garten von ganz alleine. Also lass ihn frei. Lass alle Deine Pflanzen Wurzeln schlagen. Lass sie wachse. Lass sie wuchern. Denn Unkraut ist nur eine Frage der Sichtweise.“

 

Was hat es damit auf sich – und könnte das nicht doch ein verheißungsvoller Ansatz für den nebenbei klimaresilienten Garten der Gegenwart und Zukunft sein?

 

Auf der Webseite steht ein nackter Mann in einer Königs-Farnfläche, aus der heraus es sogar blüht (herrlich: Agapanthus!). Im Werbevideo zerstäuben Saatgutbomben und Fruchtstände, propellert Spitz-Ahorn-Saat, tost ein Wildbach durch den Garten – und am Ende poppen Klatsch-Mohn, Distelknospe und Cosmea-Blüten auf. 

 



Wenn die Propeller gelandet sind - 

dann wächst der Spitz-Ahorn



Visuell ist das definitiv ein Augenschmaus -  und mit einer markanten weiblichen ‚Cybercops erobern-New-York'-Stimme unterlegt ist die Kampagne auf jeden Fall ein ‚kommunikativer Paukenschlag‘ (eigene Aussage).

 

Ist es denn mehr als ein Werbeversprechen mit dem Ziel, die Marke zu 'emotionalisieren, sichtbarer zu machen'

 

Könnte vielleicht an die Stelle des ewigen Herum-gärtnerns, der Suche nach grünen Damen, ganz einfach als Paradigmenwechsel im Garten die neue Parole treten 

 

Befreit das Unkraut vom Garten!

 




Nix tun im Garten: Verwahrlosung vom Typ 

Ackerkratzdistel statt poetisch-romatische 

Verwilderung



Jens Jessen, Redakteur bei der Zeit, kürzt die Idee des ‚Seinlassens‘ im Garten im Rahmen der ZEIT-Aktion ‚ 1m2 für eine grünere Welt‘ auf die Realität im Garten herunter, denn ein „Garten habe kein Leben ohne Gärtner“ – oder so: 


„Anstrengungslos zu haben ist nur die Wiese, die schon im Sommer verdorrt, von einem Heer staubiger Brennnesseln umgeben, die es im Schatten kahler Fliederbüsche oder der alles Leben zu ihren Füßen erstickenden Rhododendren aushalten. Und sogar diese Fliederbüsche, die sich ungeschnitten in nacktes Stangenholz verwandeln, und die Rhododendren, die auf den sauren Böden des Nordens ungehemmt wuchern, müssen irgendwann von irgendjemandem gepflanzt worden sein. Selbst die Wildblütenwiese entstand selten spontan. 


Das sich selbst überlassene Grün, das Schwärmer für ökologisch halten, war kein Geschenk von Mutter Natur, sondern auch einmal ein Garten, ein jetzt allerdings verwahrloster. Vielleicht sind ihm Jahre romantischer Verwilderung vorausgegangen – es gibt solche poetischen Übergangsphasen –, aber jetzt ist er ein Sozialfall. […] Am Garten zeigt sich der Unterschied von Naturschwärmerei und Naturkenntnis. Illusionär ist die Vorstellung, die Pflanzenwelt könne sich immer und unter allen Umständen selber helfen und heilen. In Wahrheit braucht sie gewaltige Flächen und sehr viel Zeit, um so etwas wie Vielfalt und Gleichgewicht aus sich heraus hervorzubringen.“





Zustand eines Vorgartens in der zweiten Vegetationsperiode ohne Pflege: ‚Sozialfall‘



Diese pessimistische Sichtweise, dass auch im Hausgarten stets mit feldwebel:innenhafter Ordnung zu gärtnern ist, damit die Fläche überhaupt ‚Garten‘ genannt werden darf, teilen wir nicht so ganz. 


Der Wunsch nach Ordnung im Garten (und den großen Geschwistern Unveränderung und Erstarrung) kollidiert grundsätzlich mit einem Gartenbegriff, der einen Garten als einen sich sowohl jahreszeitlich wie im Laufe eines Gartenlebens ständig im Wandel begriffenen Lebensraum für Pflanzen und Tiere und, ja, auch Menschen begreift.

 


Aufwand als Merkmal des Schönen?


Das Maß des gärtnerischen Aufwand eignet sich eher nicht als Formel eines gelungenen Gartens: 


Der vorzugsweise während Schönwetterperioden am Wochenende lärmende Maschineneinsatz in unserer EFH-mit-Garten-Nachbarschaft hat aus meiner Beobachtung eher zu keiner nennenswerten Steigerung der Gartenqualitäten im Sinne der schweißtreibenden Formel ‚Aufwand als Merkmal des Schönen‘ geführt. 

 




Traum von einer Wildkräuterfläche aus heimischen Blühpflanzen ohne weiteres Zutun: 

Ohne geeignete Bodenvorbereitung 

in der Regel zwecklos





Ruderaler Blühaspekt auf einer nährstoffarmen Rohbodenfläche: Im Detail herrlich …






… in der Totalen nach gartenästhetischen 

Maßstäben doch eher vertrocknet?



In unserem Garten gibt es eine etwa 20 m2 große Ecke hinter unserem Gewächshaus, in der ich die Natur ‚machen lasse‘ – und staune, wie sich im Schatten einer bestimmt 3 Meter hohen Kirschlorbeerhecke des Nachbarn Brennessel, Brombeere und vor allem die vom Eichhörnchen versteckten Wal- und Haselnüsse wachsen. 

 

Beispiel No Mow May, ein Anstoß zu mehr Vielfalt auf Rasenflächen durch Unterlassen:

 

„Mit etwas Faulenzen der Natur Gutes tun und den Insekten helfen – der Trend zum "lazy gardening" trifft vor allem bei jüngeren Generationen einen Nerv.“ (GEO)

 



 

No Mow May und im June sogar not too: 

Wo bleiben die Blumen!



Rasen einfach mal wachsen lassen und von Blumenwiesen träumen – die dann doch nur aus überlangen Gräsern (kein Nektar, bald Heu), manchmal Gänseblümchen, Günsel oder Herbst-Löwenzahn bestehen. Diese Blütepflanzen zeigen sich bald vor allem dann, wenn es sich schon vorher – wie Bepflanzungs-planer und Staudenfachmann Jörg Pfenningschmidt es treffend für die Mehrzahl der Rasenflächen ausdrückt – um eine Krautwiese mit Solitärgräser gehandelt hat.

 

Wiesen-Löwenzahn kommt immer, ist eine nektar- und pollenreiche Wildstaude plus Honigtauquelle, was zwar zu einer perfekten Bienenweide macht, aber in kritischen Augen der Rasenreinkultur-Fundamentalisten auch zum Rasenunkraut Nr. 1. 

 

Schlimmer noch: Dr. Hans-Joachim Schulz, langjähriger Sachverständiger u.a. für Wertermittlung von Frei-anlagen, Gärten und Parks und Dozent an der FH Osnabrück sprach im Zusammenhang vom Rasen nur vom ‚grünen Leichentuch für Bäume‘.


 

Let's face it: Aus einem jahre-, oft jahrzehntelang kurz geschorenem, gedüngtem und vielleicht sogar vertikutiertem (und trotzdem früher oder später total verfilztem) grünen Leichentuch wird allein durch Einstellung aller gärtnerischer Bemühungen in überschaubaren Zeiträumen keine bunt blühende Wildblumenwiese auferstehen. 

 


Geo.de empfiehlt: „Wem eine große Fläche ungemähter Rasen zu unordentlich erscheint, kann zumindest einen Teil ungemäht stehen lassen. Einzelne "wilde Ecken" oder eine ungemähte Stelle inmitten des gepflegten Rasens ist für Insekten und andere Tiere bereits eine große Hilfe.“






Reizvoll: Kontrast gemähter - ungemähter Rasen

 

Und das hr-Fernsehen gibt passend zum Langgrasschnitt nach Ende des No Mow-May-Zeitraums sogar einen Sensenkursus  (abrufbar in der Mediathek!

 

Bei unserer Krautwiese mit Solitärgräsern mache ich im Zusammenhang mit Nicht-Mähen und Stehen-Lassen eine andere Beobachtung: Interessant für Insekten sind nicht die in diesem Jahr (jetzt haben wir bald Mitte Juli) immer noch nicht gemähten und nach der Trocken-periode im Juni mittlerweile teils heuartigen Langgrasflächen. 


Interessant für Insekten sind die (auch meinem fehlenden Rasen-Ehrgeiz geschuldeten) mit etwa 14 bis 28 Tagen etwas weiter gesteckten Mahd-Intervalle des Scherrasens. Hier haben sich an regelmäßigen, aber weniger häufigen Schnitt angepasste Blühpflanzen etabliert. 





'Rasenunkräuter' aus Gruppe der 

Hemikrytophyten: Aber sie blühen!



Dazu zählen neben dem von Rasenfans gefürchteten Weißklee (Trifolium repens, Blüten werden aufgrund des Nektars gerne von Insekten besucht) auch Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus, echter Bienenhit!), Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) und natürlich das Gänseblümchen (Bellis perennis), das fürs Gedeihen sogar auf regelmäßigen Rasenschnitt angewiesen ist. 


Alle diese Blühpflanzen zählen zur Gruppe der sogenannten Hemikryptophyten – sind also Pflanzen, deren Überdauerungsorgane nah an der Erdoberfläche liegen und die dadurch auch regelmäßigen Rasenschnitt überleben . Der Wiesen- und der Herbst-Löwenzahn zählen ebenso dazu – beide kommen in unserem Rasen (natürlich!) auch vor. Freuen würde ich mich auch über die in Rasenflächen auftauchenden Kräutern Weg-Malve (Malva neglecta) und Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), die ebenfalls in nicht ganz so streng gepflegten Flächen auftauchen können.

 




Gemeine Schafgarbe am Rand einer Rasenfläche



Jetzt aber wünschen wir einen schönen Sommer - wenn der noch einmal ordentlich heiß wird, hat es sich mit der Rasenmahd eh' ersteinmal erledigt... (denn Sie wässern ihren Rasen doch hoffentlich nicht, oder?)



 

Veröffentlicht in Pflege am 07.07.2023 13:15 Uhr.

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Inh.: Bettina Stoldt, Dipl.-Ing. agr. (FH)

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