Eckhard Rode geht in den Ruhestand

Wir verabschieden unseren langjährigen Betriebsleiter


„Wenn ich vor der Wahl stünde, ob ich noch einmal eine gärtnerische Karriere einschlagen sollte? Ich würde es genau so noch einmal machen!“


Das ist der Kern des persönlichen Fazits, dass unser langjähriger Betriebsleiter Eckhard Rode heute anlässlich seiner Verabschiedung gezogen hat.





Im Stoof Mudders Kroog im Freilichtmuseum 
Kiekeberg gab es Blumen, Geschenke und gute Wünsche - und von Bettina Stoldt und Eckhard Rode eine und eine sehr positive Rückschau auf den gemeinsamen Weg der vergangenen fast 18 Jahre



 Fast 18 Jahre lang war er bei uns als Betriebsleiter mit großem Engagement tätig. Als Verantwortlicher für Technik und Produktion war er Garant unserer Pflanzenqualität und hat in dieser Zeit viele Innovationen und Verbesserungen eingeführt. Der Produktion ist heute anzusehen, dass Bäume und Baumschule seine Leidenschaft sind.

 

Gleichzeitig hat er nach und nach ein Netzwerk in der Branche und im Gebiet aufgebaut. Kunden hat er voller Stolz die Pflanzen und Quartiere gezeigt, fachkundig erläutert und diese Erläuterungen mit zahlreichen Anekdoten gewürzt. Die vielen Verabschiedungsbesuche im Büro und guten Wünsche für den Ruhestand von Lieferanten und Kunden in den letzten Wochen waren sichtbares Zeichen seiner erfolgreichen und vertrauensvollen Netzwerkerei und des nachhaltig positiven Eindrucks, den er auf Lieferanten wie Kunden über all die Jahre gemacht hat.


Als Betriebsleiter hat er stets so im Sinne der Baumschule gehandelt, als wäre es sein eigener Laden. Stichwort eigener Laden: Auch in Sachen Mitarbeiterführung hatte Eckhard Rode ein sehr gutes Händchen, einen „guten Riecher“ und das Gen zur Teambildung. Genau dieses Team (zumindest diejenigen, die gerade nicht im Urlaub sind) hat heute im Freilichtmuseum Kiekeberg am Rande der Harburger Berge mit ihm und seiner Frau den Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand gemeinsam gefeiert.




Michaela Neumeister übergibt das Freundebuch 

als persönliches Geschenk des Teams



Nach der Verabschiedung durch die Chefin (und Überreichung eines sehr  guten Baumschul-Abschlusszeugnis!) hat Eckhard Rode seinen beruflichen Weg nachgezeichnet und dabei besonders betont, wie wichtig eine gehörige Portion Spaß und der Teamgedanke in der Firma sind. Dieses Team hat für seinen nun ehemaligen Betriebsleiter zur Erinnerung ein sehr persönliches Freundebuch zusammengestellt.

 

Die ebenfalls überreichte Nachbildung einer Wandfliese des Alten Elbtunnels steht symbolisch für seinen vor allem in den letzten Jahren zunehmend und über die Maßen beschwerlichen Arbeitsweg durch den Elbtunnel – für den Weg nach Borstel-Hohenraden, der sich nach seinem Bekunden jedoch auch für ihn persönlich immer gelohnt habe.

 

Für die Baumschule wie für den Ruheständler brechen nun neue Zeiten an, die mit neuer Kreativität und neuen Erfahrungen gefüllt werden. Doch zuerst und vor allem ganz kurzfristig geht es auf die Lieblingsinsel Sylt - ein Abschiedsgeschenk, dass selbst Eckhard Rode kurz sprachlos machte.




Lieber Herr Rode,

lieber Eckhard,

 

auch an dieser Stelle nocheinmal ein großes Dankeschön für Deine Zeit bei der Firma Bradfisch. 


Alles Gute 


wünschen Bettina & das ganze Team



Veröffentlicht in Baumschule am 28.06.2024 19:45 Uhr.

Pflanzenverbote: Immer wieder Kirschlorbeer

Der Schweizer Bundesrat hat beschlossen: Ab 01. September 2024 sind Verkauf, Weitergabe und Einfuhr von Kirschlorbeer verboten. Was hat es damit auf sich und was sagen wir als Pflanzenproduzent auch von Kirschlorbeer dazu?

Kirschlorbeerpflanzen bei uns im Folienhaus: 

Die Schweiz ist raus



Wenn ab 01. September 2024 Verkauf, Weitergabe und Einfuhr bestimmter als invasiv gebietsfremd geltenden Pflanzenarten verboten wird, dann betrifft das neben Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) auch weitere, teils prominente Gehölze der Pflanzenverwendung, die jedoch bei den zahlreichen Zeitungsredakteuren, die in den vergangenen Wochen über das Verbot berichtet haben, wohl nicht ganz so bekannt sind wie der Kirschlorbeer.


Gesetzliche Grundlage dazu ist die sogenannte Freisetzungsverordnung.


Im Anhang zu dieser Verordnung sind in zwei Listen auch weit verbreitete Gartenpflanzen gelistet:


Anhang 2.1

Invasive gebietsfremde Organismen mit Umgangsverbot (grundsätzlicher Ausschluss der Verwendung – Verbot der Vermehrung/ Inverkehrbringung, Auswahl:


  • Ailanthus altissima (Götterbaum)
  • Celastrus orbiculatus (Baumwürger)
  • Rhus typhina (Essig-Baum)



Anhang 2.2

Verbotsliste invasiver gebietsfremder Organismen (Verbot für das Inverkehrbringen), Auswahl:

 

  • Buddleja davidii (Schmetterlingsstrauch)
  • Cotoneaster horiziontalis (Korallenstrauch)
  • Lonicera henryi (Immergrünes Geißblatt)
  • Parthenocissus quinquefolia (Gewöhnliche Jungfernrebe)
  • Paulownia tomentosa (Blauglockenbaum)
  • Phyllostachys aurea (Gold-Bambus)
  • Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer)
  • Prunus serotina (Späte Traubenkirsche)
  • Pseudosasa japonica (Japanischer Bambus)




Buddleja davidii - in der Schweiz künftig verboten



Wesentlich mit Blick auf Produktionszahlen und Verbreitung erscheinen die Listungen von Kirschlorbeer und Schmetterlingsstrauch – also von zwei nicht nur sehr verbreiteten, sondern auch bekannten Arten und im Fall des Schmetterlingsstrauches zunächst offenkundig paradoxem Verbot. 


Gerade dieses Gehölz wird von vielen Gartenfans als ‚gut für die Insekten‘ eingeschätzt, gepflanzt und bewundert. Und zwar in erster Linie auch von Menschen, die sonst vielleicht gar nicht so sehr auf Pflanzen achten. 


Die Ächtung des Schmetterlingsstrauches könnte dem Thema insektenfreundlicher Garten insofern einen Bärendienst erweisen, wenn Buddleja davidii bisher quasi als Archetyp und Einsteigermodell eines insektenfreundlichen Gartens verstanden wurde.



Das Schweizer Verbot hat das Ziel, die Verbreitung zusätzlicher als invasiv geltende gebietsfremde Arten in die Umwelt zu verhindern. Die Frage des Umgangs mit invasiven Arten lässt sich diskutieren, Stichwort Kolumbus-Effekt:


Mit der Entdeckung Amerikas begann eine weltweite Verflechtung, die sich zur Globalisierung weiterentwickelt hat. Mit der Wareneinfuhr wurden seit 1492 auch fremde Flora und Fauna in Gebiete eingeführt, in denen sie bis dahin nicht vorkamen.


Das von Thünen-Institut hat 2015 unter dem Titel Potenziale und Risiken eingeführter Baumarten (Vor, Spellmann, Bolte und Ammer, Hrsg., Universitätsverlag Göttingen) Baumartenportraits mit einer naturschutzfachlichen Bewertung veröffentlicht.


Zu diesen eingeführten Baumarten zählt auch der auf der Schweizer Umgangsverbotsliste 2.1 gelistete Essigbaum (Rhus typhina) charakterisieren die Wissenschaftler als „kurzlebiges Pioniergehölz“. 



Ökologisch betrachtet besiedele der Essigbaum hierzulande in der Regel ruderale Standorte oder stark gestörte Landschaftsräume. In den durch Ausläufer gebildeten Horsten könnten sich aufgrund der großen Wurzelkonkurrenz kaum andere Pflanzen etablieren. Andererseits könnten sich die Horste nicht unbegrenzt ausdehnen und es könnten keine Reinbestände auf großen Flächen gebildet werden. 




Als Pflanzenverwender oute ich mich: Ich mag Essigbäume - in der Pflanzenproduktion der Baumschule Bradfisch spielt Rhus typhina keine Rolle



Die Gefährdung der Biodiversität und die Invasivität wird differenziert eingeschätzt: Einerseits lägen die durch den Essigbaum gefährdeten Landschaftselemente in Mitteleuropa fast ausschließlich außerhalb geschlossener Waldbestände und an Waldrändern (hoher Lichtbedarf!). Auf ebendiesen Flächen, die typischerweise der natürlichen Sukzession unterlägen, seien Maßnahmen zum Schutz seltener Arten und zur Offenhaltung der Landschaftsstruktur notwendig. Rhus gelte etwa in Serbien als invasiv und dominiere dort lokal Ruderalbestände. In geschützten Wäldern komme die Art jedoch nicht vor.



Und Kirschlorbeer?


Diese Art wird in der vorgenannten Publikation nicht behandelt. Deren Verbreitung erfolgt in der Regel über die Bewurzelung von unfachmännisch oder illegal entsorgtem Schnittgut oder durch die Ausscheidung von Samen von Vögeln gefressener Beeren. Unsere eigenen Beobachtungen zur Invasivität von Kirschlorbeer beschränken sich im norddeutschen Raum auf den Wiederaustrieb von Schnittgut.




Junge Kirschlorbeerpflanzen in 

Benachbarung zur 'Mutterpflanze' - 

die Ausbreitung erfolgte hier offensichtlich 

durch die Bewurzelung von nicht 

vollständig entferntem Schnittgut 

- kein Wunder, dass Kirschlorbeer 

zu den günstigsten Heckengehölzen zählt: 

Die Stecklinge bewurzelt i.d.R. problemlos



In der Europäischen Union taucht Kirschlorbeer in der als sog. ‚Unionsliste‘ geführten Liste invasiver gebietsfremder Arten (Stand 2022) im Unterschied zum berüchtigten Götterbaum (Ailanthus altissima) bislang nicht auf.


Verkauf und Pflanzung von Kirschlorbeer sind und bleiben innerhalb der Europäischen Union uneingeschränkt erlaubt. In der Schweiz, die bekanntermaßen kein Mitglied der EU ist, scheint ein Problem mit Kirschlorbeer und weiteren typischen Gartengehölzen zu bestehen, das ab September 2024 zu vorbeschriebenen Verboten führt.


Die Studienlage zur Invasivität von Kirschlorbeer in hiesigen Wäldern ist dünn. Allerdings gibt es eine Studie des Naturkundemuseums Stuttgart mit dem Titel Etablierung von Kirschlorbeer in mitteleuropäischen Wäldern, in deren Ergebnis Kirschlorbeer auch hierzulande ein hohes invasives Potenzial zugeschrieben wird und so eine dauerhafte Veränderung der Artenzusammensetzung und Waldstruktur wahrscheinlich erscheinen lasse.


Eine Kurzzusammenfassung der Studie lässt sich über diesen Link auf den Seiten des idw - Informationsdienst Wirtschaft - nachlesen.


Als Hauptgrund für die zunehmende Etablierung von Kirschlorbeer in Wäldern werden die durchschnittlich gestiegenen Wintertemperaturen des eigentlich frostempfindlichen Kirschlorbeers vermutet. Kirschlorbeer sei Konkurrent für alle weiteren Unterholz bildenden Arten. Durch Veränderung der Bodenchemie könne die Pflanze auch für Bodenorganismen ungünstige Auswirkungen haben.



Als Pflanzenproduzent und somit mitverantwortlicher Spieler im Kirschlorbeerkosmos sollten wir nicht in einen Whataboutismus-Modus schalten, sondern lieber aufklären und Empfehlungen für geeignete oder sogar bessere Alternativen aussprechen.


Aufklärung scheint auch der erste Ansatz des Bundesumweltministeriums zu sein, das bereits im Jahr 2021 zum Management invasiver gebietsfremder Arten einen rd. 70 Seiten starken Aktionsplan erstellt hat. Darin werden mit Blick auf unterschiedliche sog. ‚Pfade‘ der Verbreitung invasiver und gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten jeweils Maßnahmenvorschläge für unterschiedliche beteiligte Akteure aufgezählt.


Für den Bereich der Baumschulen und Gärtnereien bedeutet dies u.a. die Berücksichtigung der Thematik auch in Berufsausbildung und Weiterbildung, die Information über rechtliche Bestimmungen und Aufklärung über Möglichkeiten zur Prävention.


Mehr Informationen zum durch das Schweizer Verbot hochgekochte Kirschlorbeer-Thema finden Sie auf unserer Webseite um Thema Pflanzenverwendung hier:

 

Böse Hecken: Thuja und Kirschlorbeer roden und verbieten?




Verbote, Vorschriften und die Sache mit der Reaktanz


Als Reaktanz wird eine sozialpsychologische Abwehrreaktion bezeichnet: Wird etwas verboten, dann wird mir mein Freiheitsspielraum eingeschränkt. Gerade die Wahlmöglichkeit, die eingeschränkt wird, erhält eine Aufwertung. Bekannte Beispiele aus der Politik sind die Idee des Veggie-Days, die überarbeiteten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft zur Ernährung (DGE) zur Beschränkung des Verzehrs auf ein Hühnerei pro Woche oder der erste Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz (GEG, "Heizungsgesetz").


Der ndr problematisiert auf seiner Webseite invasive Arten im Garten (Link): "Darum sind sie problematisch".


Dort wird aufgeklärt (Unterschied zwischen Neophyten und invasiven Neophyten), andererseits aber auch undifferenziert verallgemeinert. Sprechen wir von Gärten im ländlichen Siedlungsraum oder von Gärten in urbanen und suburbanen Bereichen? Welche Lebensräume werden durch invasive Neophyten konkret bedroht? Es sind i.d.R. Sonderstandorte für an die besonderen Bedingungen spezialisierte (heimische) Pflanzen, die aber eher nicht in der unmittelbaren Umgebung urbaner Gärten zu finden sind. Beispiel Essigbaum als invasiver Neophyt:


Selbst der größte Ausläuferbildner unter den Essigbäumen wird es nicht einmal über die nächste Kreuzung schaffen. Das passiert nur, wenn Gartenabfälle direkt in der Natur/ freien Landschaft entsorgt werden.


Für die Pflanzenwelt in Gärten mit ganz anderen Standortverhältnissen im Vergleich zur freien Landschaft bleibt im Licht der Klimaveränderungen der andere große Zusammenhang: Welche Arten können im Garten zu einem stabilen pflanzlichen Grundgerüst beitragen und künftig ohne automatische Beregnung und ohne Pflanzenschutzmaßnahmen überhaupt überleben?


Was den Schutz seltener oder spezialisierter Insekten angeht, die in enger ökologischer Beziehung zu speziellen Pflanzen stehen, so wird es auch bei konsequentem Verzicht auf Neophyten nicht gelingen, eine Art von Wunschinsektenpopulation anzusiedeln. Deren Lebensräume reichen in der Regel über die im urbanen/ suburbanen eng geschnittenen Gartengrenzen hinaus.


Als Pflanzenproduzent auch von Kirschlorbeerarten vertreten wir die Meinung, dass auch eine Hecke aus Kirschlorbeer im (wohlgemerkt urbanen, niemals aber ländlichen!) Siedlungsbereich für Tier- und Insektenwelt allemal wertvoller ist als keine Hecke oder die offenbar invasive Verbreitung von Doppelstabgitter-zäunen mit ‚Lappenbehang‘ in Gärten. 




Whataboutismus für Kirschlorbeer-Produzenten: Doppelstabgitterzäune mit Lappenbehang,

Isolation hinter Frischhaltefolie



Diese Frischhaltefolienlösung ist nicht nur gartenästhetisch und für das Ortsbild eine Katastrophe, sondern bedeutet für Lebensräume im Siedlungsgebiet, die sich gerade durch miteinander verbundene Gärten und Grünflächen auszeichnen, eine überaus starke Barrierewirkung. 


Welches Verhältnis zur Natur, zu Lebewesen und zum Gartenverständnis drücken derartige "Gestaltungen" des eigenen unmittelbaren Stückchens Grün aus?

 

Kirschlorbeer und mit ihnen im Schlepptau Glanzmispeln (Photinia) und Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica 'Angustifolia') halten wir als Pflanzenproduzent und Pflanzenverwender in unseren Gärten aus gartengestalterischen wie gartenästhetischen Gründen für verzichtbar.


Ganz sicher jedoch werden Kirschlorbeer et al. der Biodiversität im Garten nicht den Rest geben, wenn Stauden, Gräsern, Gehölzen und ‚wilde Ecken‘ als ein vielfältiges und abwechslungsreiches Mosaik einen insektenfreundlichen Garten bilden. Diese Mischung macht’s, Zäune tun dies nicht, Pflanzenverbote aus unserer Sicht auch nicht.





Veröffentlicht in Pflanzenverwendung am 13.06.2024 10:00 Uhr.

Vegetation, Boden, Schädlinge: Was der Winter so alles kann

Der Winter 2023/24 hat nach langer Zeit mal wieder echte Winterqualitäten – mit regelmäßigen Schneeperioden seit Anfang Dezember, Dauerfrost über Tage mit teils strengem Nachtfrost – und sich mit kurzen Tauperioden abwechselt. Ist das gut für die Vegetation und vielleicht schlecht für Schädlinge?



Mögen Sie Winter? Also nicht den, den wir die letzten Jahre hatten und der genauso gut ‚ewiger November‘ hätte heißen können und sich in erster Linie durch umso ärgerlichere Spätfröste Ende März/ Anfang April in Erinnerung ruft. 


Ein Winter mit Frosttemperaturen kommt der Vegetation zugute:

 

Bodenfrost ist zunächst einmal für die Bodenstruktur nützlich: Nicht umsonst ist eine Binsenweisheit des Landschaftsbaus gegenüber Privatkunden, die besorgt die Pfützenbildung auf ihrem frisch angelegten Rasen ansprechen: „Da muss erst mal der Winter drüber gehen.“ 


Denn nach dem Baubetrieb (oder der maschinellen Bodenbearbeitung in Baumschule oder Landwirtschaft) und der damit einhergehenden Bodenverdichtung mangelt es an luftgefüllten Bodenkapillaren.

 

Frost verbessert die Bodenstruktur durch physikalischen Vorgang: Durch in den Boden eindringenden Frost gefriert das Bodenwasser in den wasserführenden Kapillaren. Gefrierendes Wasser dehnt sich aus und vergrößert so die Kapillare, sprengt größere Bodenklumpen und führt so zu feinkrümeligerem, durchlässigerem Boden: Der Bodenluftanteil steigt.





Vielen laufabwerfenden Bäume in Containern bzw. Pflanzsäcken macht Frost i.d.R. nichts aus: Vegetationsruhe! Nur die Container bestimmer empfindlicher Baumarten werden wie im Bild

mittels Noppenfolie zusätzlich geschützt



Schädlinge und Frost

 

Während sich bei standortgerechter Pflanzen-verwendung niemand über Frostschäden an der Vegetation ernsthaft Sorgen muss, nährt strenger Frost (am besten: Kahlfrost) die Hoffnung auf Schäden an Schädlingen. 

 

Spoiler: Leider hat selbst strenger Frost hier i.d.R. wenig oder keinen Effekt. 


Die wechselwarmen, heimischen Insekten haben sich evolutionär an tiefe Temperaturen angepasst. Sie wechseln für den Arterhalt und die (spätere) Vermehrung in ein frostunempfindliches Über-winterungsstadium auf (z.B. in Eiern oder in geschützten Kokons). Lebendig überdauernde Insekten suchen geschützte Überwinterungsplätze auf. 

 

Doch wie verhält es sich mit den Überlebenskünsten mit den als Folgen globaler Vernetzung und Erderwärmung auch nach Norddeutschland eingeschleppten Schädlinge wie die gärtnerischen Erzfeinde Buchsbaumzünsler, Eichen-Prozessionsspinner oder Kastanienminiermotte? 

Besteht hier Hoffnung auf eine Dezimierung der Schädlingslast durch Frost?

 

Für Eier und bereits verpuppte Raupen des Buchsbaumzünslers als Überwinterungsstadien wird lang anhaltender Kahlfrost von -10°C als kritische Überlebenstemperatur angesehen. Lediglich bereits geschlüpfte Raupen sterben bei Frost rasch ab. 


Für den immergrünen Buchsbaum wird eine solche Wetterlage bei gleichzeitigem Sonnenschein für den Buchsbaum rasch selbst zur Gefahr: Die Blätter tauen bei Sonnenschein auf und werden zur Transpiration angeregt. Da der Wassernachschub aus dem noch gefrorenen Boden fehlt, vertrocknen die Blätter. Verstärkt wird dieser Frosttrocknis-Effekt durch trockene (Ost-)Winde.

 

Die Kastanienminiermotte überwintert im Puppenstadium in den Minen des Falllaubes und überlebet auch Temperaturen von -20°C, die Eier des Eichen-Prozessionsspinners ertragen ebenfalls große Minusgrade. Eine Dezimierung der Folgegeneration ist bei diesen Schädlingen allenfalls zu erwarten, wenn über eine längere Zeit mit Frosttemperaturen von -10°C bereits Raupen geschlüpft sind. 

 

Zäh sind auch Zecken, die im Laubstreu in Winterstarre überwintern, sich besonders über eine isolierende Schneedecke freuen und bei Temperaturen von über 7°C über mehrere Tage hinweg schon wieder erwachen (oder – wie in den milden ‚November-Wintern‘ – gar nicht erst in Winterstarre fallen).

 

In Sachen Schädlingsdezimierung hilft eher ein nasser Frühling, der Insekten anfällig für den Befall mit Pilzen, Bakterien oder Viren macht (die wiederum leider nicht zwischen Schädlingen und Nützlingen unterscheiden…).





Winterruhe herrscht in der Baumschule nur zwischen den Jahren: Zahlreiche Kulturarbeiten wie der Jungbaumschnitt sind typische Winterarbeiten



„Ist der Winter warm, wird der Bauer arm.“


Frostige Wintertemperaturen sind jedoch auch für die Entwicklung mancher Pflanzen wichtig. So sind Minusgrade als Wachstumsimpuls für Wintergetreide erforderlich. 



Frühlingsblühende Zwiebelblüher benötigen für ihre biologische Uhr Winterfrost für den Austrieb. Außerdem gibt es die Gruppe der Frostkeimer, deren Samen den Kälteimpuls für die Aktivierung eines Hormons zur Beendigung der Samenruhe benötigen.

 

Insofern: Soll man den Januar loben, muss er frieren und toben! 





Veröffentlicht in Pflanzung, und, Pflege am 19.01.2024 9:59 Uhr.

Wir waren unterwegs!

Zu Besuch bei der Klaus-Groth-Schule Tornesch, haben wir im Rahmen des Berufsinformationsabends SchülerInnen einen Einblick in die Ausbildung zum/r GärtnerIn Fachrichtung Baumschule bieten können.

von Maren Meyer


DU bist nicht der Typ fürs Büro?

(Foto: Zoonar/Yuri Arcurs peopleimages.com)


Die SchülerInnen der Jahrgänge 9-12 konnten sich in mehreren Gesprächsrunden einen Überblick über die vielfältigen Tätigkeiten innerhalb der Baumschule verschaffen. In einer kurzen Präsentation sprachen wir die Beweggründe an, sich für den Beruf BaumschulgärtnerIn zu entscheiden, gaben einen Überblick über den Alltag während der Ausbildung, eine kleine Vorstellung unseres Betriebes und einen Ausblick über die zahlreichen Möglichkeiten nach der abgeschlossenen Ausbildung.



Unser Auszubildender Julian Matthiessen 

erzählt aus dem Baumschulalltag


Julian Matthiessen, unser Auszubildender im 1. Lehrjahr, war mit von der Partie und konnte den interessierten SchülerInnen auf Augenhöhe aus erster Hand von seinem Alltag bei uns berichten. Spannendes zu berichten hatte er genug, denn er war am gleichen Tag zum ersten Mal beim Pflanzen unserer Alleebäume dabei.


Zu gewinnen gab es auch etwas

In jeder Runde haben wir einen kleinen Wettbewerb veranstaltet, bei dem jeweils drei Freiwillige gegeneinander antraten, eine Carpinus mit Max-Zange zu stäben. Nach einer Einweisung durch unsere Verlademeisterin Michaela Neumeister und einer kleinen Übungsrunde, war der Ehrgeiz der SchülerInnen geweckt und der Wettbewerb im vollen Gange.


Über den Preis, eine Aronia, durften sich dann alle Mutigen freuen, die sich getraut haben. Natürlich mit einer Pflanzanleitung und einem kleinen Überblick, was das Superfood alles kann.


Unser Fazit?

Für uns war der Abend ein Erfolg und wir haben uns gefreut den SchülerInnen unseren Beruf und unseren Betrieb näher zu bringen. Nächstes Jahr sind wir bestimmt wieder am Start.




Veröffentlicht in Baumschule am 17.11.2023 10:31 Uhr.

Hainbuchensorte als erstklassiger Herbstfärber

Die Sorte 'Rockhampton Red' befördert Carpinus betulus in die Riege hervorragender Herbstfärber

Hochstämme von Carpinus betulus 'Rockhampton Red' 
mit rot-oranger Herbstfärbung in unserem Quartier

Werden „die Gehölzneuheiten des Jahres“ auf Messen und dann in Fachzeitschriften ausgerufen, drücken viele Pflanzenverwender gedanklich die Snooze-Taste. Denn bis sich eine Gehölzneuheit tatsächlich am Markt etabliert, dauert es Jahre bis mitunter Jahrzehnte. Etabliert bedeutet: Es gibt sowohl qualitativ wie auch quantitativ eine ausreichende Menge am Markt. Oder die Neuheit setzt sich nicht durch und wird nicht weiter kultiviert. 


Auf der IPM als größte Pflanzenmesse hierzulande wurde im Jahr 2023 im Wettbewerb “IPM Neuheit 2023“ des ZVG (Zentralverband Gartenbau) durch eine Fachjury in der Kategorie Gehölze Acer campestre ‘Street Pillar‘ ausgezeichnet. Eingereicht wurde diese Sortenzüchtung von der holländischen Baumschule L.B. Ruijgrok aus Randwijk. 


Neben den bekannt guten Eigenschaften der Art Acer campestre, die ihn zur Gruppe der Zukunftsbäume zählen lässt , zeichnet sich ‘Street Pillar‘ durch einen schmal-säulenförmigen Kronenhabitus aus. Wir sind gespannt, wann und ob sich ‘Street Pillar‘ im Alleebaumsortiment durchsetzt. 


Im Jahr 2015  lautete das Gewinner-Gehölz des ‚Neuheiten Schaufensters‘ zwar Rhododendron ‘Bloombux‘. Mit Carpinus betulus ‘Rockhampton Red‘ wurde wie mit 'Street Pillar' eine interessante Sorte einer ebenfalls bewährten Baumart vorgestellt, die sich offensichtlich langsam am Markt etablieren kann – denn mittlerweile zählt ‘Rockhampton Red‘ auch zu unserem Baumsortiment, wenn auch in überschaubaren Stückzahlen. Und die Sorte ist Teil der im Jahr 2021 begonnenen Carpinus-Sichtung.


Dieses Gehölz möchten wir Ihnen ausdrücklich ans Herz legen! 



Doch der Reihe nach:

 

Entdeckt wurde die Sorte in den frühen 1990er Jahren zwischen einer großen Anzahl von Carpinus-Sämlingen im Quartier der Baumschule Mount Pleasant Tree Nursery in Gloucestershire, England


Die Baumschule schreibt dazu:

 

“This stunning patented cultivar, discovered here in the early nineties, grows like our common hornbeam but its leaves turn orange and red each autumn. Its seasonal show is up there with many of the better known (but generally more diffcult to grow) autumn colouring favourites.”


„Diese atemberaubende patentierte Sorte, die hier Anfang der 90er Jahre entdeckt wurde, wächst wie unsere Hainbuche, ihre Blätter verfärben sich jedoch jeden Herbst orange und rot. Die Herbstfärbung spielt in einer Liga mit vielen bekannteren (aber üblicherweise schwieriger zu kultivierenden) Herbstfärberfavoriten.“





Färbervergleich: Links 'Rockhampton Red', 

rechts 'Frans Fontaine' 

(Bilder vom 05.11.2023)



Eine Hainbuche mit einer Herbstfärbung in lebhaften roten und rot-orangen Farbtönen – bei ansonsten gleichen Eigenschaften der Art: Das ist für die Pflanzenverwendung definitiv ein Punkt und ein Hingucker im Herbst! Wir denken schon weiter an Carpinus betulus ‘Rockhampton Red‘- Hecken …






Die Vermehrung erfolgt (leider) nicht über die bei Carpinus übliche Aussaat, sondern in erster Linie über Veredlung, so dass Heckenpflanzen preislich auch aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit noch über der Liga der veredelten Blut-Buche Fagus sylvatica ‘Atropunicea‘ spielen dürften.

 

Als Hochstamm/ Alleebaum sind bei dieser Sorte Lizenzgebühren und eine Knappheit am Markt einzupreisen, so dass 'Rockhampton Red' (wie viele Sorten) teurer als das Massenprodukt der Art ist. Wir können diesen interessanten Baum als Hochstamm 3xv mDb in Größen von StU 14-16 bis 18-20 anbieten.






Veröffentlicht in Pflanzen am 08.11.2023 8:16 Uhr.

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Inh.: Bettina Stoldt, Dipl.-Ing. agr. (FH)

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