Herzlich Willkommen Frau Meyer!

Wir haben Verstärkung im Vertrieb bekommen


Zum guten Start gab's Blumen: 
Unser Büroteam hat Verstärkung bekommen 


Wir freuen uns, dass seit Anfang September Frau Maren Meyer unser Team bei Vertrieb und im Kundenkontakt unterstützt. Frau Meyer bringt vielfältige Erfahrungen aus dem Dunstkreis des Oldenburger Baumschullandes mit nach Holstein.

Sie wird Ansprechpartnerin für unsere Kunden in Kommunen, aus dem Garten- und Landschaftsbau und im B2B unserer Branchenkollegen.

 

Wir wünschen Ihr einen guten Start im Team Bradfisch!

 

Im Büro bedeutet dies nicht nur reines Stühlerücken und einen Schreibtischwechsel für Frau Stoldt: Sie wird sich künftig neben der Kundenbetreuung und Akquisition gemeinsam mit unserem sehr erfahrenen Betriebsleiter Eckhard Rode verstärkt um die Baumschulkulturen, Technik sowie die Aufschulplanung kümmern.



Veröffentlicht in Baumschule am 01.09.2023 10:00 Uhr.

Mitarbeitergewinnung und Ausbildung von Nachwuchs: Baumschulen zwischen Purpose und 4-Tage-Woche

Welchen Sinn hat eigentlich meine Arbeit? Und welchen Sinn das Unternehmen, für das ich arbeite?



Purpose: Auf der Suche nach Sinn 

und neuen Mitarbeitern



Dieser Sinn wird neusprech als Purpose bezeichnet und gilt seit einiger Zeit als eine Art Königsdisziplin nicht nur in Verbindung mit Kunden, sondern vor allem auch zur Gewinnung von Mitarbeitern. 

 

Nach Gehalt und Work-Life-Balance kommt es bei der Gruppe der Unter-30-Jährigen nach einer Umfrage des SPIEGEL bei der Suche nach möglichen Arbeitgebern an dritter Stelle auf die Sinnhaftigkeit an. Aktuell sorgen sich Menschen aus dieser Gruppe nach der Studie Jugend in Deutschland (Schnetzer/ Hurrelmann, Onlinebefragung zwischen 04. und 21.10.2022) um die Auswirkungen der Inflation auf ihr Leben, um die Folgen von Preissteigerungen.



Purpose und Sinnsuche in der Grünen Branche? Check! 


Zweck eines Baumschulunternehmens ist die Produktion von Pflanzen. Das ist ein ausgesprochen vorteilhaftes Produkt im Licht von Purpose, haben Pflanzen doch bei der Kundschaft einen sehr positiv besetzten Stellenwert (Garten, Park, Wald, Natur…) und bringen zusätzlich noch den entscheidenden Ökotwist mit (Nachhaltigkeit, CO2-Bindung, "grüne Lunge" für unsere Städte).

 

Mit dem Sinn und Zweck eines Baumschulunternehmens lässt sich somit und im Grunde genommen sehr leicht werben! 


Wo andere Unternehmungen Agenturen beauftragen müssen, um diesen Purpose überhaupt aus der DNA des Unternehmens zu destillieren, herzuleiten, zu verbalisieren und dadurch greif- und für Kundschaft und Mitarbeitergewinnung nutzbar zu machen, wächst Baumschulen der Purpose sinnbildlich aus dem Boden.

 


 

Krise: Nachwuchsgewinnung in der Baumschule

 

Warum ist der Gartenbau dann mit Blick auf die Ausbildung des Nachwuchses in der Krise?


Die im Jahr 2022 neu geschlossenen Ausbildungs-verträge in diesem Berufsfeld sind um knapp 12 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen – heißt in absoluten Zahlen, dass mit 5.316 Neuverträgen knapp 700 Verträge weniger als im Vorjahr abgeschlossen wurden (Quelle: Deutsche Baumschule, 03/2023). Die Baumschulen haben dabei mit den größten Negativtrend zu verzeichnen. 

 

Für Schleswig-Holstein sieht die Zukunft der Baumschulen mit Blick auf den Nachwuchs in Zahlen noch dramatischer aus: Lediglich 16(!) neue Ausbildungsverträge konnten für das neue Ausbildungsjahr 2023/ 24 geschlossen werden (Meldung im Pinneberger Tageblatt vom 29.07.2023). In den 1980er Jahren wurden noch bis zu 120 Auszubildende pro Jahr gezählt. 

 

Aus dem Kreis der 16 Produktionsbaumschulen, die an der Branchenmesser Florum 2023 teilgenommen haben und deren Webseite überhaupt über einen Bereich für Stellen- und Ausbildungsangebote verfügt, suchen 15 Firmen Personal und/ oder Auszubildende.



Vielen Unternehmen bleibe häufig nichts anderes übrig, als Purpose zu einer Haltung und letztlich reinen Marketing-Strategie zu machen, als ‚Lockmittel im Kampf um junge Talente‘, so Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Ingo Hamm im SPIEGEL.

 

Er ist der Ansicht, dass Sinn stiftet, was ein einzelner Mitarbeiter durch die Anwendung seiner fachlichen Kompetenz alltäglich bewirken kann und spricht von Selbstverantwortung und Chefsache


Chefsache deshalb, weil jedem Teammitglied dabei geholfen werden sollte, den Sinn ihrer Arbeit zu finden. Wer ‚Sinn‘ gefunden hat, könne diesen konkret beschreiben wie ‚ich bewirke sichtbare Ergebnisse meiner Arbeit‘.

 

Damit Arbeit als ‚sinnstiftend‘ empfunden werden kann, braucht es nach dem sog. Job Characteristics Modell nach Hackmann und Oldham fünf Zutaten:

 

1.   Vielfalt

2.  Bedeutsamkeit

3.  Sichtbarkeit von Anfang bis Ende (= Ausgangs- und Endprodukt sichtbar)

4.  Ausführbarkeit in relativer Automomie

5.  Feedback

 

Der Punkt "Moral" fehlt in dieser Aufzählung – somit können auch unmoralische Tätigkeiten (z.B. Produzent von Einweggeschirr) sinnstiftend sein – aber (natürlich!) macht erst ein sinnvolles UND moralisches Leben einen glücklichen und Menschen aus...


Im besten Fall also ist es sinnstiftende Tätigkeit, die zu einer inneren Motivation führt. In diesem Zusammenhang wird auf Studien zur Zerstörungskraft von Belohnungssystemen verwiesen. Nicht die Belohnung, sondern die Tätigkeit an sich sei sinnstiftend - also die innere Motivation und nicht der äußere Anreiz. 


Einer Mission im Leben folgen können, dem Leben einen ‚Sinn‘ gäbe und herauszufinden, was der Sinn meines Lebens sei – den Sinn zu erfüllen führe zu Glück. Arbeit müsse als Mittel zum Zweck (= Geldverdienen) jedoch nicht unbedingt glücklich machen, könne aber einen Stellenwert im Leben erhalten, der glücklich und zufrieden mache. 

 

 

Der Sinn des Lebens? Es gibt keinen – 

man muss das Leben in seiner Sinnlosigkeit hinnehmen als das Rätsel, das es ist.

(Philip Roth)

 

 


Sinn und fehlender gärtnerischer Nachwuchs 


Liegt es mit Blick auf den fehlenden gärtnerischen Nachwuchs daran, dass sich die jetzt in das Berufsleben eintretende Generation vor allem für Bildschirme interessiert? Weil in unserer Gesellschaft kognitive Kompetenzen zu hoch und andere Kompetenzen zu niedrig bewertet werden? Weil Studium und akademische Laufbahn mit Prestige und einem trockenem Plätzchen am Schreibtisch mit Dach über dem Kopf lockt? Weil heute über den Begriff Work-Life-Balance ein Gegensatz zwischen Arbeit und Leben beschworen wird? 


Etwa die Hälfte eines Jahrgangs erlangt heute das Abitur und Fachabitur. Fast 3 Millionen Studierenden stehen nur gut eine Million Auszubildenden gegenüber, so wenig wie zuletzt zur Wiedervereinigung. 

 

Aber spricht nicht für einen Ausbildungsberuf allgemein und eine Gärtnerlehre im Speziellen auch...


-      Ausbildung mit Purpose (s.o., "Klimahelden!")

-      Hobby zum Beruf machen: Gärtnern ist gesund und macht glücklich: Grün wirkt entspannend, die Arbeit mit den Händen und den Pflanzen hat meditativen Charakter und sorgt für Stressabbau: nicht umsonst ist das Gärtnern ein so beliebtes Hobby

-      Praktisch arbeiten und sehen, was ich geleistet habe

-      Arbeit und Bewegung draußen statt dauersitzend im Büro, Erleben von Jahreszeiten und Stärkung der Sinne, Sonne, Wind und Wetter

-      Umgang mit Maschinen, Entwicklung von technischem Verständnis und Begeisterung für Technikeinsatz

-      keine Anonymität und weniger hierachische Strukturen von kleinen und mittelständischen Betrieben im Unterschied zur Industrie

-      Entwicklungsmöglichkeiten von Fähigkeiten und Kenntnissen, Schritt in die Selbständigkeit

-      Berufsehre aus Fähigkeitenstolz, Durchhaltevermögen und Pflichtbewusstsein

-      Körperliche Arbeit als Ausgleich zur Kopfarbeit (ohne die es in der Baumschule schon lange nicht mehr geht!) und zu allgegenwärtiger Bildschirmberieselung (Social Media, Gaming,...)

 

Wer denkt, dass bei der Volkskrankheit Rückenschmerzen körperlich anstrengende Berufe an der Spitze stehen, der irrt! 


Der rückenunfreundlichste Arbeitsplatz ist das Büro: Langes Sitzen begünstigst die Erschlaffung der Muskulatur. Hinzu kommt Bewegungsmangel bei Bürotätigkeiten. Auf weiteren vorderen Plätzen bei den körperlich anstrengenden Berufen liegen Fliesenleger, Lkw-Fahrer und Pflegekräfte – aber keine Gärtner! 

 


Einen Großteil unserer Lebenszeit verbringen wir mit Arbeit – Glücklichsein (oder, langfristiger, Zufriedenheit) mit Arbeit zu verbinden ist somit naheliegend. Ein Forscherteam der London School of Economics befragte in einer Studie zum Thema ‚Glück am Arbeitsplatz‘ europaweit 20.000 Menschen.


Als Glücks-/ Zufriedenheitsfaktoren hab sich dabei herauskristallisiert:

 


Der Chef-Faktor

 

Chefs und die Art von Kommunikation und Wertschätzungen wurden als bedeutendste  Einflussgröße auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz genannt.

 

Als ebenfalls sehr wichtig wurden genannt:



Die Bezahlung 


Mehr Geld kann Voraussetzung für mehr persönliche Freiheit sein; dazu zählen auch geldwerte Zusatzleistungen.



Die Arbeitsatmosphäre


Die Atmosphäre im Betrieb wird u.a. bestimmt durch faire Behandlung, Wertschätzung, Kommunikation, der Möglichkeit zur Mitwirkung an Entscheidungsprozessen, Kollegium und Teamspirit. Neid und Mobbing sowie fehlende Interesse des Chefs an den Belangen der Mitarbeitenden sind gravierende Zufriedenheitskiller.


Faktoren wie Entwicklungsmöglichkeiten und Übernahme von Verantwortung scheinen dagegen nicht für alle Befragten wichtig oder erstrebenswert.






Mitarbeitende als entscheidende Ressource: 

Wie gewinnen und halten?




Schlagwort Nr. 1 bei Fragen der Zufriedenheit im Job ist derzeit die Frage nach der Work-Life-Balance. Laut der Studie ist diese Ausgewogenheit zwischen Freizeit und Beruf jedoch nicht das wichtigste Kriterium bei der Bewertung der Arbeitszufriedenheit.

 

Und so lässt sich vermuten, was auch hinter der Fragestellung nach Reduzierung von Arbeitszeiten zu Gunsten von Life – z.B. im Zuge der Einführung der 4-Tage-Woche stehen könnte: 


Nämlich die Suche nach einem Wettbewerbs-vorteil bei der Gewinnung des allenthalben dringend gesuchten Fachpersonals – auch wenn viele dazu befragte Arbeitgeber diesen Punkt lieber ein wenig hinter eben jener Work-Life-Balance und der Sorge um die Gesundheit der Mitarbeitenden verstecken. 



Gleiche Bezahlung bei Reduzierung der Wochenarbeitszeit?

 

Dieses Versprechen bedeutet nichts anderes als die Erhöhung der Produktivität in der verbleibenden Zeit und führt auf der Work-Seite zu einer weiteren Verdichtung der ohnehin in vielen Branchen bereits stark verdichteten Arbeit. 

 

Befürworter der 4-Tage-Woche verweisen auf die Erfordernis einer verbesserten Organisation von Arbeitsabläufen, um diesen Schritt gehen zu können und fügen sogleich an, dass die Mitarbeitenden sehr motiviert seien, für lange Wochenenden diesen Schritt in die weitere Verdichtung mitzugehen . Wie lange wird diese Motivation anhalten, wenn daraus schlimmsten-falls ein Mo-Do-Worktunnel entsteht? Oder müssen wir uns zurückerinnern an die Zeit, als der Sonnabend als Regelarbeitstag und damit die 6-Tage-Woche abgeschafft wurde - und es funktionierte?


In vielen Bereichen lässt sich Arbeit aufgrund von Personalmangel kaum mehr bewältigen, müssen Aufträge abgesagt, Ruhetage eingeführt werden.


Im Dienstleistungsbereich lassen sich jedoch zahlreiche Aufgaben und Projekte trotz 5-Tage-Woche trotz weiterer Arbeitsverdichtung wie den seit der Corona-Pandemie obligatorischen Videokonferenzen nicht ohne Überstunden bewältigen. 


Hier könnte eine 4+1-Tage-Woche ein erster Schritt zur Verbesserung der Produktivität sein: 4 Tage mit Tagesgeschäft und ein Tag reines Back-Office, an dem die Umsetzung eines Tagesplanes tatsächlich gelingt, weil das Tagesgeschäft ruht.

 

Die Vermutung liegt nahe, dass sich eine 4-Tage-Woche durchaus auch im Bereich der Baumschulwirtschaft einführen ließe. Abgesehen vom zeitlich befristeten Wettbewerbsvorteil der 4-Tage-Woche-Pioniere bei der Personalgewinnung – bleibt es womöglich eine Milchmädchenrechnung. Der Fachkräftebedarf lässt sich durch eine pauschale Reduzierung der Wochen-arbeitszeit dauerhaft nicht ohne Auswirkungen auf Umsatz und Ertrag ausgleichen, auch weil Ressourcen ausgeschöpft werden. 


Und: Können und wollen sich die Mitarbeitenden die Gehaltseinbußen durch Stundenreduzierung überhaupt leisten? Reichen die Kräfte bei gleich-bleibender Gesamtarbeitszeit bei der Verdichtung auf 4 Arbeitstage auch für körperlich anstrengende Tätigkeiten?

 




Reichen die Kräfte bei Erhöhung des Arbeitsdrucks und weiterer Arbeitsverdichtung einer 4-Tage-Woche?



Eine pauschale Stundenreduzierung ohne Gehalts-einbußen führt zu höheren Produktpreisen. Ist das Unternehmen dann noch wettbewerbsfähig?

 

Zahlreiche Studien und Pilotprojekte konnten zeigen, dass auch Unternehmen in vielerlei Hinsicht von der Einführung einer 4-Tage-Woche profitieren. Trotzdem lässt sich deren Eignung nicht für alle Branchen verallgemeinern.

 

Was wäre, wenn die bei der Einführung einer 4-Tage-Woche stets postulierte Effizienzverbesserung von Arbeitsabläufen und Aufgabenorganisation in einer 5-Tage-Woche zu einer Entspannung auf der Work-Seite beitragen könnten? Oder – wenn wie in einem vom Saisongeschäft geprägten Betrieb wie einem Baumschulbetrieb - die Wochenarbeitszeit stärker flexibilisiert würde? 

 

Überraschung: Das passiert in vielen Betrieben der Baumschulbranche längst! 


Das Instrument dazu nennt sich Jahresarbeitsplan. Arbeitsspitzen während der für die Branche typischen saisonalen Pflanz- und Versandsaison in Frühjahr und Herbst werden während der arbeitsärmeren Winter- und Sommermonate ausgeglichen – entweder durch kürzere Tagesarbeitszeiten oder durch ganze freie Tage. 


Das jeweils beste Arbeitszeitmodell ist womöglich das, welches am besten zu den Unternehmenszielen und den Wünschen der Mitarbeitenden passt. 

 

Dieses Modell werden wir im Produktionsbetrieb der Bradfisch Baumschulen KG für das Team und mit dem Team weiter optimieren. Dies bedeutet die Verbesserung von Arbeitsabläufen und auch eine weiter fortschreitende Technisierung. Die Gesundheit unserer Mitarbeitenden bleibt die Grundlage für erfolgreiches Wirtschaften. Und die Gesundheit halten wir für genauso wichtig wie das Gefühl, die Arbeit bewältigen zu können. 

 

Mit dieser Prämisse, einem sehr guten Teamspirit und guter Arbeitsatmosphäre werben auch wir um Arbeitskräfte und Azubis:

 


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Veröffentlicht in Baumschule am 28.08.2023 11:07 Uhr.

Lass die Natur mal machen

Gerade haben wir unsere 5-teilige Blog-Serie zum Thema ‚Was die meiste Gartenarbeit verursacht‘ abgeschlossen, da erregte im Frühjahr 2023 die Kampagne ‚Lass die Natur mal machen‘ einer großen Baumarktkette die Aufmerksamkeit aller nach Pflegeleichtigkeit-im-Garten-Suchenden.

‚Lass die Natur mal machen. Und Du wirst staunen, was Dein Garten alles kann.“

 

„Klar gibt es immer was zu tun. Aber das meiste davon macht Dein Garten von ganz alleine. Also lass ihn frei. Lass alle Deine Pflanzen Wurzeln schlagen. Lass sie wachse. Lass sie wuchern. Denn Unkraut ist nur eine Frage der Sichtweise.“

 

Was hat es damit auf sich – und könnte das nicht doch ein verheißungsvoller Ansatz für den nebenbei klimaresilienten Garten der Gegenwart und Zukunft sein?

 

Auf der Webseite steht ein nackter Mann in einer Königs-Farnfläche, aus der heraus es sogar blüht (herrlich: Agapanthus!). Im Werbevideo zerstäuben Saatgutbomben und Fruchtstände, propellert Spitz-Ahorn-Saat, tost ein Wildbach durch den Garten – und am Ende poppen Klatsch-Mohn, Distelknospe und Cosmea-Blüten auf. 

 



Wenn die Propeller gelandet sind - 

dann wächst der Spitz-Ahorn



Visuell ist das definitiv ein Augenschmaus -  und mit einer markanten weiblichen ‚Cybercops erobern-New-York'-Stimme unterlegt ist die Kampagne auf jeden Fall ein ‚kommunikativer Paukenschlag‘ (eigene Aussage).

 

Ist es denn mehr als ein Werbeversprechen mit dem Ziel, die Marke zu 'emotionalisieren, sichtbarer zu machen'

 

Könnte vielleicht an die Stelle des ewigen Herum-gärtnerns, der Suche nach grünen Damen, ganz einfach als Paradigmenwechsel im Garten die neue Parole treten 

 

Befreit das Unkraut vom Garten!

 




Nix tun im Garten: Verwahrlosung vom Typ 

Ackerkratzdistel statt poetisch-romatische 

Verwilderung



Jens Jessen, Redakteur bei der Zeit, kürzt die Idee des ‚Seinlassens‘ im Garten im Rahmen der ZEIT-Aktion ‚ 1m2 für eine grünere Welt‘ auf die Realität im Garten herunter, denn ein „Garten habe kein Leben ohne Gärtner“ – oder so: 


„Anstrengungslos zu haben ist nur die Wiese, die schon im Sommer verdorrt, von einem Heer staubiger Brennnesseln umgeben, die es im Schatten kahler Fliederbüsche oder der alles Leben zu ihren Füßen erstickenden Rhododendren aushalten. Und sogar diese Fliederbüsche, die sich ungeschnitten in nacktes Stangenholz verwandeln, und die Rhododendren, die auf den sauren Böden des Nordens ungehemmt wuchern, müssen irgendwann von irgendjemandem gepflanzt worden sein. Selbst die Wildblütenwiese entstand selten spontan. 


Das sich selbst überlassene Grün, das Schwärmer für ökologisch halten, war kein Geschenk von Mutter Natur, sondern auch einmal ein Garten, ein jetzt allerdings verwahrloster. Vielleicht sind ihm Jahre romantischer Verwilderung vorausgegangen – es gibt solche poetischen Übergangsphasen –, aber jetzt ist er ein Sozialfall. […] Am Garten zeigt sich der Unterschied von Naturschwärmerei und Naturkenntnis. Illusionär ist die Vorstellung, die Pflanzenwelt könne sich immer und unter allen Umständen selber helfen und heilen. In Wahrheit braucht sie gewaltige Flächen und sehr viel Zeit, um so etwas wie Vielfalt und Gleichgewicht aus sich heraus hervorzubringen.“





Zustand eines Vorgartens in der zweiten Vegetationsperiode ohne Pflege: ‚Sozialfall‘



Diese pessimistische Sichtweise, dass auch im Hausgarten stets mit feldwebel:innenhafter Ordnung zu gärtnern ist, damit die Fläche überhaupt ‚Garten‘ genannt werden darf, teilen wir nicht so ganz. 


Der Wunsch nach Ordnung im Garten (und den großen Geschwistern Unveränderung und Erstarrung) kollidiert grundsätzlich mit einem Gartenbegriff, der einen Garten als einen sich sowohl jahreszeitlich wie im Laufe eines Gartenlebens ständig im Wandel begriffenen Lebensraum für Pflanzen und Tiere und, ja, auch Menschen begreift.

 


Aufwand als Merkmal des Schönen?


Das Maß des gärtnerischen Aufwand eignet sich eher nicht als Formel eines gelungenen Gartens: 


Der vorzugsweise während Schönwetterperioden am Wochenende lärmende Maschineneinsatz in unserer EFH-mit-Garten-Nachbarschaft hat aus meiner Beobachtung eher zu keiner nennenswerten Steigerung der Gartenqualitäten im Sinne der schweißtreibenden Formel ‚Aufwand als Merkmal des Schönen‘ geführt. 

 




Traum von einer Wildkräuterfläche aus heimischen Blühpflanzen ohne weiteres Zutun: 

Ohne geeignete Bodenvorbereitung 

in der Regel zwecklos





Ruderaler Blühaspekt auf einer nährstoffarmen Rohbodenfläche: Im Detail herrlich …






… in der Totalen nach gartenästhetischen 

Maßstäben doch eher vertrocknet?



In unserem Garten gibt es eine etwa 20 m2 große Ecke hinter unserem Gewächshaus, in der ich die Natur ‚machen lasse‘ – und staune, wie sich im Schatten einer bestimmt 3 Meter hohen Kirschlorbeerhecke des Nachbarn Brennessel, Brombeere und vor allem die vom Eichhörnchen versteckten Wal- und Haselnüsse wachsen. 

 

Beispiel No Mow May, ein Anstoß zu mehr Vielfalt auf Rasenflächen durch Unterlassen:

 

„Mit etwas Faulenzen der Natur Gutes tun und den Insekten helfen – der Trend zum "lazy gardening" trifft vor allem bei jüngeren Generationen einen Nerv.“ (GEO)

 



 

No Mow May und im June sogar not too: 

Wo bleiben die Blumen!



Rasen einfach mal wachsen lassen und von Blumenwiesen träumen – die dann doch nur aus überlangen Gräsern (kein Nektar, bald Heu), manchmal Gänseblümchen, Günsel oder Herbst-Löwenzahn bestehen. Diese Blütepflanzen zeigen sich bald vor allem dann, wenn es sich schon vorher – wie Bepflanzungs-planer und Staudenfachmann Jörg Pfenningschmidt es treffend für die Mehrzahl der Rasenflächen ausdrückt – um eine Krautwiese mit Solitärgräser gehandelt hat.

 

Wiesen-Löwenzahn kommt immer, ist eine nektar- und pollenreiche Wildstaude plus Honigtauquelle, was zwar zu einer perfekten Bienenweide macht, aber in kritischen Augen der Rasenreinkultur-Fundamentalisten auch zum Rasenunkraut Nr. 1. 

 

Schlimmer noch: Dr. Hans-Joachim Schulz, langjähriger Sachverständiger u.a. für Wertermittlung von Frei-anlagen, Gärten und Parks und Dozent an der FH Osnabrück sprach im Zusammenhang vom Rasen nur vom ‚grünen Leichentuch für Bäume‘.


 

Let's face it: Aus einem jahre-, oft jahrzehntelang kurz geschorenem, gedüngtem und vielleicht sogar vertikutiertem (und trotzdem früher oder später total verfilztem) grünen Leichentuch wird allein durch Einstellung aller gärtnerischer Bemühungen in überschaubaren Zeiträumen keine bunt blühende Wildblumenwiese auferstehen. 

 


Geo.de empfiehlt: „Wem eine große Fläche ungemähter Rasen zu unordentlich erscheint, kann zumindest einen Teil ungemäht stehen lassen. Einzelne "wilde Ecken" oder eine ungemähte Stelle inmitten des gepflegten Rasens ist für Insekten und andere Tiere bereits eine große Hilfe.“






Reizvoll: Kontrast gemähter - ungemähter Rasen

 

Und das hr-Fernsehen gibt passend zum Langgrasschnitt nach Ende des No Mow-May-Zeitraums sogar einen Sensenkursus  (abrufbar in der Mediathek!

 

Bei unserer Krautwiese mit Solitärgräsern mache ich im Zusammenhang mit Nicht-Mähen und Stehen-Lassen eine andere Beobachtung: Interessant für Insekten sind nicht die in diesem Jahr (jetzt haben wir bald Mitte Juli) immer noch nicht gemähten und nach der Trocken-periode im Juni mittlerweile teils heuartigen Langgrasflächen. 


Interessant für Insekten sind die (auch meinem fehlenden Rasen-Ehrgeiz geschuldeten) mit etwa 14 bis 28 Tagen etwas weiter gesteckten Mahd-Intervalle des Scherrasens. Hier haben sich an regelmäßigen, aber weniger häufigen Schnitt angepasste Blühpflanzen etabliert. 





'Rasenunkräuter' aus Gruppe der 

Hemikrytophyten: Aber sie blühen!



Dazu zählen neben dem von Rasenfans gefürchteten Weißklee (Trifolium repens, Blüten werden aufgrund des Nektars gerne von Insekten besucht) auch Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus, echter Bienenhit!), Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) und natürlich das Gänseblümchen (Bellis perennis), das fürs Gedeihen sogar auf regelmäßigen Rasenschnitt angewiesen ist. 


Alle diese Blühpflanzen zählen zur Gruppe der sogenannten Hemikryptophyten – sind also Pflanzen, deren Überdauerungsorgane nah an der Erdoberfläche liegen und die dadurch auch regelmäßigen Rasenschnitt überleben . Der Wiesen- und der Herbst-Löwenzahn zählen ebenso dazu – beide kommen in unserem Rasen (natürlich!) auch vor. Freuen würde ich mich auch über die in Rasenflächen auftauchenden Kräutern Weg-Malve (Malva neglecta) und Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), die ebenfalls in nicht ganz so streng gepflegten Flächen auftauchen können.

 




Gemeine Schafgarbe am Rand einer Rasenfläche



Jetzt aber wünschen wir einen schönen Sommer - wenn der noch einmal ordentlich heiß wird, hat es sich mit der Rasenmahd eh' ersteinmal erledigt... (denn Sie wässern ihren Rasen doch hoffentlich nicht, oder?)



 

Veröffentlicht in Pflege am 07.07.2023 13:15 Uhr.

Was die meiste Gartenarbeit verursacht - TOP 1: Unerwünschter Aufwuchs durch fehlende oder falsche Bepflanzung 

War klar, dass TOP 1 etwas mit Pflanzen zu tun hat, oder? Wir sind schließlich Pflanzenproduzenten!

Im Ernst:

Egal ob Bodendecker, organischer oder mineralischer Mulch oder Bändchengewebe als Unkrautvlies - Ziel dieser Maßnahmen ist immer die Eindämmung von 'unerwünschtem Aufwuchs'. Denn Unkraut im Garten verursacht wohl die meiste Gartenarbeit und die Entfernung dieses - gartenpolitisch korrekt bezeichneten - 'unerwünschten Aufwuchses' gilt gleichzeitig als wohl unbeliebteste Gartenarbeit und wird in nur wenigen Fällen als meditativ-kontemplative Tätigkeit gelobt.


 


Typische inselhafte 'Halligenpflanzung' ohne Bodenschluss: Die Immerwiederherstellung der schwarzen Erde gilt für viele Gartenbesitzer als die lästigste Gartenarbeit, für andere jedoch bedeuten Pflanzen auf Abstand die erwünschte Ordnung und volle Kontrolle im Beet - als pflegeleicht kann diese Gestaltung nicht bezeichnet werden, abgesehen davon, dass als Touristen in diese Inselwelt eindringende Pflanzen sofort identifiziert werden können



Wo hingegen eine Pflanzendecke aus 'erwünschten' Pflanzen im Garten für Bodenschluss/ Bodendeckung sorgt, hat es unerwünschter Aufwuchs schwerer: Durch weniger Licht am Boden und Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe ziehen Unkräuter und Ungräser in funktionierenden Pflanzungen oftmals den Kürzeren.


Wenig gartenpflegebedürftige Pflanzflächen sind von eher langsam wachsenden Gehölzen und wenigen Staudenarten geprägt, die, in größeren Gruppen gepflanzt, ruhige Gartenbilder schaffen können. 


Eine nach Bodenschluss pflegeleichte Pflanzendecke lässt sich – nach guter Bodenvorbereitung, bei der vor allem Dauerunkräuer möglichst restlos entfernt werden müssen – mit Bodendeckern aus der Gruppe der Geranium (Storchschnabel), mit Waldsteinia, Schattengrün (Pachysandra), Elfenblumen (Epimedium), Wald-Marbeln (Luzula sylvatica), Immergün (Vinca), bodendeckende/ kriechende Spindelsträucher (Euonymus) oder Efeu (Hedera)  pflanzen. Diese ausläufertreibenden Stauden (und bodendeckenden Gehölze) lassen sich besonders gut im Lebensbereich Gehölz/Gehölzrand verwenden – auch als Rasenersatz unter Bäumen (siehe TOPp 3 Rasenfetisch). 





Zwei winter- bzw. immergrüne verlässliche Bodendecker für schattige und halbschattige Flächen aus den Lebensbereichen Gehälz und Gehölzrand: links Euonymus fortunei var. radicans (Kriechender Spindelstrauch) und rechts Waldsteina ternata 

(Staude, Waldsteine)




Bodenschluss, ruhiges Pflanzenbild aus optisch wenigen dominierenden Arten: Eine Salzwiese an der Nordseeküste hat mit den Standortbedingungen in einem Garten so gut wie nichts gemeinsam - zeigt jedoch, dass auch mit nur wenigen und in diesem Fall auch noch ähnlich hoch wachsenden Pflanzenarten nach dem Vorbild der Natur ästhetische Pflanzenbilder möglich sind


Langsamentwickler unter den krautigen Pflanzen sind dabei in der Regel die nachhaltigere Wahl. Wuchernde Stauden sollten nicht verwendet werden – oder aber in größeren Flächen einfach akzeptiert werden.  Die rote Linie zu wuchernden Stauden überschreiten sicherlich Stauden wie Goldfelberich (Lysimachia punctata), Beinwell (Symphitum), Lampionblume (Physalis), Wald-Erdbeere (Fragaria vesca, jedoch als Bodendecker gar nicht schlecht!) und ehrlich gesagt auch der weit verbreitete Frauenmantel – zumindest die Art Alchemilla mollis, die sich über Aussaat nicht nur im Beet ausbreitet, sondern auch gerne in etwas breiteren Pflasterfugen wächst. Wanderer durch den Garten wie Akelei, Fingerhut oder Kugeldistel (Echinops) sorgen für eine Portion Überraschung und Dynamik im Beet – wer’s nicht mag, hat die Arbeit, die Sämlinge zu entfernen.

 

Stauden mit ‚Spezialansprüchen‘ scheiden ebenso aus – dazu zählen Diven im Beet wie Rittersporn (Delphinium) oder Steppenkerzen (Eremurus), Stauden aus dem Alpinum – selbst die alte und bei geeignetem Standort langlebige Gartenstaude Sommer-Phlox (Phlox paniculata und Sorten) zählt mit ihren Wünschen ‚sonniger Stand <> kühler, feuchter Boden‘ zur Gruppe der eher anspruchsvollen Stauden.


Langlebige Stauden sind mindestens als Gerüst empfehlenswert. Zur dieser Gruppe zählen wir für schattige bis absonnige Flächen 


·     Aconitum napellus (Blauer Berg-Eisenhut, sehr giftig!)

·     Aruncus in Arten und Sorten (Waldgeißbart)

·     Aster divaricatus (Weiße Sommer-Wald-Aster)

·     Astilben in Arten und Sorten (Spieren),  

·     Alchemilla epipsila (Zierlicher Frauenmantel, versamt sich im Unterschied zu A. mollis nicht) 

·     Helleborus Orientalis-Hybriden (Lenzrose), H. niger (Christrose) und H. foetidus (Stinkende Nieswurz)

·     Hosta in vielen Sorten (Funkie)

·     Geranium macrorhizum in Sorten (Balkan-Storchschnabel)

·     Lamium orvala (Taubnessel)

·     Tanacetum vulgare (Rainfarn, heimische Wildstaude, Vorsicht: starke Ausläuferbildung und Versamungsdruck, stark giftig)

·     Waldsteinia geoides und W. ternata (Ungarwurz, Waldsteinie)

 

Auf sonnigen Freiflächen bzw. am sonnigen Gehölzrand funktionieren als verlässliche Langzeitstauden

 

·     Anemone hupehensis in Sorten (Herbst-Anemone)

·     Euphorbia palustris (Sumpf-Wolfsmilch) und E. seguieriana ssp. niciciana (Steppen-Wolfsmilch)

·     Hemerocallis in vielen Sorten (Taglilien)

·     Iris sibirica (Sibirische Iris)

·     Paeonia in Arten und Sorten (Pfingstrosen), 

·     Polygonum amplexicaule in Sorten (Kerzen-Knöterich)

·     Miscanthus sinensis in Sorten (China-Schilf)

·     Phlox amplifolia (Großblatt-Phlox) 

·     Sedum in Arten uind Sorten (Fetthenne)



Hinzu kommen Stauden, die mit langer Blütezeit lange dekorativ im Beet aussehen oder als Spätblüher wie viele Astern durch ihren straffen, horstartigen Wuchs lange Zeit im Gartenjahr für eine gewisse Ordnung im Beet sorgen. Lange Blütezeiten bieten beispielsweise 

 

·     Rudbeckia fuldiga var. deamii (Sonnenhut)

·     Coreopsis verticillata (Nadelblättriges Mädchenauge, jedoch aufgepasst: andere Coreopsis-Arten gelten als kurzlebig)

·     Polygonum amplexicaule in Sorten (Kerzen-Knöterich)






Pflanzfläche im öffentlichen Bereich mit gutem Bodenschluss: Unkrautkontrolle bleibt wichtig, ist aber durch die gute Bodendeckung beherrschbar; als Bepflanzungs-Mischtyp zwischen Mosaik- und Driftpflanzung erfordert die Anlage Kenntnisse in der Pflanzenverwendung



Gemeinsam mit den oben genannten Bodendeckern lassen sich bereits aus dieser kleinen Auswahl - ergänzt um Gehölze - geeignete Pflanzenkombinationen zusammenstellen. Eine Kombination von höheren Stauden mit einer niedrigen/ bodendeckenden Bepflanzung führt dabei durch die höhere Blattbedeckung (Beschattung) des Bodens zur Unterdrückung zahlreicher Unkräuter.


Die Abdeckung des Bodens lässt sich in einigen ergänzen durch Verwendung geeigneten Mulchmaterials (wichtig bei Verwendung organischen Mulchs: Stickstoff-Ausgleichsdüngung vor Aufbringung des Mulchs). Als Mulch kommen sowohl organische wie mineralische Stoffe in Frage. Die Auswahl des geeigneten Mulchs hängt vom Lebensbereich sowie von der Bepflanzung ab.




Pflanzung im Bereich Freifläche: Eine Abdeckung mit mineralischem Mulch eignet sich vor allem für Pflanzen, die auch am Naturstandort nicht auf ausgesprochen humosen Standorten wachsen




 

Auch im Winter bietet eine mit mineralischem Mulch abgedeckte Fläche ein ansprechendes Bild - wie hier bei einer Neupflanzung nach der ersten Vegetationsperiode





Humusliebende Pflanzflächen aus den Lebensbereichen Gehölz und Gehölzrand lassen sich mit organischem Material abdecken. Die auf dem Foto links abgebildeten Holzhackschnitzel werden häufig als Pflanzflächenabdeckung verkauft, da diesen Material im Landschaftsbau massenhaft anfällt. Im frischen Zustand ist es als Stickstoff-Starkzehrer und der sehr groben Textur zumindest für Staudenpflanzungen ungeeignet - besser: gut abgelagerten 'echten' Rindenmulch wie im Bild rechts verwenden, Stickstoff-Ausgleichsdüngung vor Mulchauftrag nicht vergessen






Einfach liegen lassen - die natürliche Abdeckung aus Herbstlaub (hier: Zier-Kirsche): Gut für den Boden und gut für die Überwinterung von Stauden und Blumenzwiebeln (und Krabbelkäfern)


Monokulturen mit großflächiger Verwendung nur einer Art (Monopflanzungen/ Einartpflanzungen) - also ganz ohne Dynamik und einfach zu pflegen - können funktionieren und haben nur geringen Planungs- und Pflegeaufwand. 


Fragen Sie sich: Ist das der Anspruch an meinen Garten, selbst wenn Pflegeleichtigkeit oberste Prämisse ist? 




 

Keine Einart- sondern eine 3-Art-Pflanzung: Mustergarten in den Tuin van Appeltern aus Leymus (Strand-Roggen), Farnkraut und Wald-Kiefern (Pinus sylvestris, ja, die werden ganz schön groß!) - plus Kiesweg und Rahmen aus einer Formschnitthecke (Rot-Buche) ergibt ein prägnantes Gartenbild und ist pflegeleicht



Werden Pflegeaufwand und Pflegequalifizierung von Bepflanzungstypen zum Maßstab genommen wie im Handbuch der Staudenverwendung (Hrsg. Jürgen Bouillon, Ulmer Verlag), so schneiden neben der vorgenannten Monopflanzung diese beiden Bepflanzungstypen am besten ab:

 

·     Blockpflanzung (Verwendung großer Staudengruppen aus wenigen Arten, ausdrucksstarke Pflanzungen mit ganzjähriger Kontinuität, für die beabsichtigte Wirkung ist keine Dynamik zulässig, Unkraut ist auch für Laien sehr einfach identifizierbar)

 

·     Driftpflanzung (wellenartig strukturierte, auch höhengestaffelte Gruppenpflanzung, Wirkungsbeziehung durch langgestreckte Kontaktflächen zwischen den einzelnen Stauden- und Gräserbändern, wenig Dynamik zulässig, jedoch deutlich vielgestaltiger als Blockpflanzungen)

 


Pflegeleicht wird ein Beet, wenn sich Blühaspekte und Blattmasse im Saisonverlauf steigern, so dass keine größeren Löcher in der Pflanzendecke verbleiben, wie beispielsweise nach der Blüte vom Tränenden Herz (Dicentra) oder Türkischem Mohn (Papaver orientale). Farbtupfer von für die Verwilderung geeigneten Blumenzwiebeln wie Blausternchen (Scilla), viele Narzissenarten und -sorten sowie einige Zierlauch-Sorten im Frühjahr eröffnen das Gartenjahr fast ohne Pflegeaufwand und hinterlassen nach der Blüte keine Löcher in der Pflanzfläche.


Natürlich fordern kleinere Flächen geringeren Aufwand. Aber größere Gärten lassen sich auch pflegeleicht gestalten, etwa mit Pflanzen, die nur wenig Wasser benötigen – Arten also, die keine Spezialwünsche haben.


Das Thema Gartenbewässerung x Pflegeleichtigkeit bringen Klaus und Karin Kaiser, Landschaftsarchitekten aus Coburg,  in der Gartenpraxis 01/2015 (Gärten für die zweite Lebenshälfte, S. 36-41) mit Blick auf die Pflanzenauswahl gut auf den Punkt:

 

„Überhaupt sollte der Garten mit so wenig wie möglich zusätzlicher Bewässerung auskommen. Das wird möglich durch (…) standortgerechte Bepflanzung. Eine Auswahl von Pflanzen, die dem Boden und Klima angepasst sind, die aber auch in ihrer Wuchskraft miteinander klarkommen, reduziert die Pflege merklich.“



Folko Kullmann, ehemaliger Chefredakteur der Fachzeitschrift Gartenpraxis, bringt die Bedeutung der standortgerechten Pflanzenauswahl als Grundlage jeder Pflegeleichtigkeit folgendermaßen auf den Punkt:

 

"Right Plant, Right Place: Das Motto der berühmten englischen Gärtnerin  [Anm.: Gemeint ist die im Jahr 2018 im Alter von 94 Jahren verstorbene englische Gärtnerin Beth Chatto, von der posthum im Sommer 2023  überarbeitete Texte als Buch 'Right Plant - Right Place' im Ulmer Verlag erscheinen] ist heute wichtiger denn je. Sie ersparen sich jede Menge unnötige Pflege und Frust, wenn Sie Pflanzenpassend zu den Bedingungen in Ihrem Garten auswählen." (aus: Gärtnern für Entspannte, Welt am Sonntag vom 09.08.2020)

 

Nun haben wir die Top 5 der Arbeiten im Garten beisammen die womöglich die meiste Arbeit verursachen.  



Jetzt lautet die Aufgabe nur noch 

 

-      die vorhandene Gartengröße

-      den Flächenzuschnitt

-      den Pflanzenbestand soweit vorhanden

-      die ästhetische und räumliche Korrespondenz (oder den Kontrast) zur Umgebung und Architektur

-      die Licht-, Wasser- und Bodenverhältnissen 

-      und natürlich auch Ihren persönlichen Vorlieben 

 

unter einen Hut zu bringen.



Und jetzt: Wie gehe ich das 'nur noch' an?


Viele Gartenbesitzer vergessen: Um es später pflegeleicht zu haben, ist der Aufwand für die Vorplanung häufig größer – lohnt sich aber!

 

Landschaftsarchitektin Heidi Howcraft drückt es in ihrer leider längst eingestellten Gartenkolumne in der nzz so aus:

 

„Manche Gartentypen machen mehr Arbeit als andere. Was die herrlichen Bilder von wunderschönen Gärten nie sagen, ist, wie viele Arbeitsstunden investiert wurden. Fachleute sprechen von intensiven und extensiven Flächen. Das Spektrum umfasst Hauswurz auf einem Flachdach (extensiv, sich selbst überlassen), Prachtrabatten (intensiv, regelmäßige Eingriffe erforderlich), den englischen Rasen (zweimal die Woche mähen) bis zu Heuwiesen (zweimal im Jahr mähen). Schätzen Sie Ihre Kräfte und Ihre Zeit ein, bevor Sie zum Spaten greifen, es lohnt sich, vorher zu planen.“

 


Verzweifeln Sie nicht an der Vielfalt der Lösungswege für diese Aufgabe, sondern freuen Sie sich, dass Sie einen Garten haben und wenden Sie sich an Fachleute.

 

Landschaftsarchitekten können Ihnen Referenzen zeigen, beraten Sie und planen Ihre Bepflanzung – das ist eine Investition in eine Dienstleistung, die sich auszahlt und in der Regel auch nicht adäquat von Betrieben des Garten- und Landschaftsbau erbracht werden kann. 





Die Bepflanzungsplanung kann wie bei diesem Hausgarten-Projekt in Hamburg- Groß Borstel zur Hauptsache werden: Die Erstellung eines Bepflanzungsentwurfs und später eines Pflanzplanes lassen sich eng mit den Auftraggebern abstimmen - eine Dienstleistung, die in diesem Fall ein hervorragendes Ergebnis zur Zufriedenheit beim Kunden geführt hat. (Buch oben: Bepflanzungsentwurf; Postkarten und Buch unten rechts/ vom Auftraggeber erstellt:  Ergebnis; Planung: Landschaftsarchitekt Henning Stoldt/ BHF Bendfeldt Herrmann Franke Landschaftsarchitekten GmbH, Kiel; Pflanzenlieferung: Horst Bradfisch Baumschulen GmbH, Ausführung: Osbahr GmbH)

 

Die Landschaftsbaubetriebe wollen (und sollen, am liebsten: nur und dafür fachgerecht) bauen. Planung wird häufig nur als notwendiges Übel miterbracht – und zwar auch nicht ‚gratis‘, sondern als in die Gesamtbauleistung und Rendite der Baustelle eingepreiste Position. Landschaftsarchitekten beraten Sie auf Ihrer Seite.


Und die spätere Pflege? Da sind die Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus die richtigen Ansprechpartner - lassen Sie sich von den Fachleuten helfen –  kontinuierlich, oder mindestens zu den High-Noon-Zeiten im Gartenjahr, nämlich im Frühjahr und Herbst, zu Zeiten also, zu denen viel Schnitt anfällt. 

 

Es gibt Gartenbücher zum Thema ‚pflegeleichter Garten‘ auf dem Markt mit einer Vielfalt von Anregungen und bedenkenswerten Einzelaspekten. Lassen Sie sich nicht von den professionell fotografierten Gartentotalen verunsichern: Häufig handelt es sich dabei um sog. Stockfotos (gerne aus dem Supergartenland England) oder um Bilder von Gartenschauen. Damit müssen Sie doch gar nicht konkurrieren. 

 

Bei einem aufmerksamen Spaziergang in der Nachbarschaft lassen sich sowohl pflegeleichte wie auch gartenästhetisch überdurchschnittlich gelungene Gärten (bzw. zumeist Vorgärten) entdecken.

 




Veröffentlicht in Pflanzenverwendung am 19.06.2023 8:08 Uhr.

Neuheiten Frühjahrssaison 2023

Wir können Ihnen zwei echte Problemlöser für Pflanzaufgaben anbieten!

Baumschulen sind immer auf der Suche nach Neu- und Besonderheiten, mit denen das eigene Pflanzenportfolio im Wettbewerb punkten kann.

 

Wir freuen uns umso mehr, pünktlich zur Versandsaison einen leistungsstarken Lieferanten im Pinneberger Baumschulland gefunden zu haben, der für Hochstämme aus dem Freiland auch besondere Kulturformen liefern kann und uns exklusive Belieferung zusichert. 


Zur Markteinführung können wir gleich zwei Sondererziehungsformen anbieten.



Die neue Zauberformel für Baumpflanzarbeiten lautet:


Flexibel bleiben x Gruben-Flex®!

 

Praktiker im Garten- und Landschaftsbau kennen die Problematik bei Baumstandorten im städtischen Bereich:

 

-      Versorgungsleitungen im Boden/ im Bereich Baumgrube

-      Unerwartete Fundamente und andere Hindernisse im Boden

-      zu breite Betonrückenstützen von Bordstein-einfassungen (speziell in Parkplatz-bereichen) 

 

Bei ohnehin häufig nur sehr schmalen Baum-pflanzstreifen erschweren diese Randbedingungen vor allem die Pflanzung streng achsial ausgerichteter Baumreihen ganz erheblich.



Unser Lösungsansatz:



Die außermittige Ballierung 

Gruben-Flex®

 





Das aus der Kulturgeschichte abgeschaute Prinzip ‚so keimt die Kartoffel doch auch‘ ist ein echter Problemlöser. 


Die nach System Gruben-Flex® ballierten Hochstämme bietet größtmögliche Flexibilität bei der Ausrichtung des Ballens in der Pflanzgrube. Trotz Hindernissen im Boden lassen sich Bäume mit Gruben-Flex-Ballierung exakt in der gewünschten Achse pflanzen.





Was bei der Kartoffel funktioniert, sollte auch bei  Hochstämmen kein Problem sein!

 

Die Ballierung Gruben-Flex® ermöglicht auch ganz neue Pflanzstandorte – wie z.B. die Pflanzung unmittelbar vor Wänden. Zusätzlicher Effekt: Aufwändige Unterflurverankerungen oder klapprige Dreiböcke aus Baumpfählen lassen sich einsparen: 


Der Hochstamm wird mittels Schellen und Zubehör aus dem Regenfallrohrprogramm direkt an die Fassade gedübelt.


***


Bevor der Baum zu groß für den Garten wird - wählen Sie Bäume, die wissen, wann es Zeit ist zu gehen:


Time’s Up® - endlich Ruhe vor der Baumschutzsatzung

 


Vielerorts erschweren Baumschutzsatzungen die Pflanzung von Bäumen. Warum ist das so? 


Zahlreiche kommunale Baumschutzsatzungen stellen Bäume beim Erreichen eines bestimmten Stamm-umfangs (oft 60 oder 80 cm in 100 oder 110 cm Höhe) automatisch unter Schutz. 


Privatkunden äußern uns gegenüber häufig die Sorge, dass im Garten zu groß gewachsene Bäume satzungsgemäß nicht entfernt werden dürfen und verzichten daher gleich ganz auf eigene Bäume im Garten. 


Doch das muss nicht sein!


Wie komfortabel wäre ein sich selbst regulierender Baum? Ein Baum, der sich kurz vor Erreichen des Schutzstatus selbst fällt? 

 


Unsere Lösung für Hochstämme:



Stammerziehung Time’s Up®!




 



Qualität von Anfang an: Die am Jungbaum angebrachte Hohlschnur wird vor der Auslieferung 

zum Kunden entfernt 

- die Time's Up®-Funktion bleibt voll erhalten



Dazu wird der Stamm des Jungbaumes in 100 cm Höhe mit einer Hohlschnur umwickelt. Diese Schnur wächst mit Stammzuwachs allmählich in den Stamm ein und verursacht eine Sollbruchstelle, die die Baumkrone noch rechtzeitig vor Erreichen der kritischen Umfangsgröße sauber abbrechen lässt.


 

 

Pssst, noch geheim!

 

Eine weitere Stammerziehungsform mit dem Arbeitstitel Kallussafe befindet sich noch in der Testphase:




Die sich deutlich abzeichnenden Selbstheilungs-

kräfte werden den Kunden überzeugen, dass

derartige Stammwunden ab Baumschule im 

Grunde genommen artgerecht sind



Hierbei geht es darum, Hochstämme mit großen Stammwunden - z.B. aus Anfahr- oder Schnittunfällen - bis zum Einsetzen der Kallusbildung in der Baumschule zu versorgen und dann an den Kunden auszuliefern.


Für den Kunden ist zu diesem Zeitpunkt leicht zu erkennen, dass die Selbstheilungskraft des Gehölzes mit der Überwallung von Wunden stärker sind als damit hinfällige Reklamationsgründe.

 


Erstaunlich ist die Entstehungsgeschichte dieser genialen Sonderlieferformen. Unser Lieferanten nennt die drei Grundzutaten, die generell der gesamten Grünen Branche nicht fremd sind:


  • kein Personal
  • keine Zeit 
  • keine Qualitätskontrolle

 

und dazu die unerschütterliche Überzeugung, dass die Kundschaft bereit ist für diese Neuheiten!



Die Qualitätskontrolle unseres Hofteams war zunächst skeptisch, sollte eine fragliche Lieferung aus 12 Stk Prunus ‘Accolade‘ (teils nach System Gruben-Flex® balliert, teils mit Time’s Up® -Stämmen erzogen)

zu einem über 500 km entfernten Kunden ausgeliefert werden. 

 

(Das könnte Sie vielleicht interessieren: Wie spreche ich eigentlich ‚Accolade‘ aus?)

 

Unser Lieferant, überzeugt von seinen Neuheiten, äußert sich pragmatisch: Einführungsphase! Check! Lasst den Markt (den Kunden) entscheiden.

 

Wir schulen unsere Qualitätskontrolle mit Blick auf diese Sonderformen und überlegen, beide Neuheiten für den TASPO-Award/ Kategorie ‚Produktidee des Jahres‘ zu melden.

 

Das letzte Wort in dieser Angelegenheit überlassen wir jedoch selbstverständlich unserem Lieferanten!

 

Veröffentlicht in Neuheiten am 01.04.2023 7:00 Uhr.

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Inh.: Bettina Stoldt, Dipl.-Ing. agr. (FH)

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