Senf für den Boden
Bevor wir auf Freilandflächen wieder Kulturen aufschulen, werden die Flächen in der Regel mit Gelbsenf oder einer anderen Zwischenfrucht angesät. Resistente Sorten von Gelbsenf sind sogenannte ‚Fangpflanzen’, mit deren Hilfe auf biologische Weise pflanzenschädliche Nematoden bekämpft werden können. Diese Nematoden, auch Fadenwürmer oder Älchen genannt, sind ein sehr artenreicher Stamm der Fauna und besiedeln nahzu jedes Ökosystem auf der Erde.
Gelbsenf Anfang September auf unserer Freilandfläche an der Quickborner Straße: Gut für den Boden, gut für die Bienen
In der
Baumschulwirtschaft sind zahlreiche Nematodenarten unerwünscht, da diese durch
das Eindringen in das Wurzelwerk von Baumschulkulturen den Stoffwechsel ihrer
Wirtspflanzen erheblich stören können und zu der sogenannten Bodenmüdigkeit
beitragen. So gibt es Wurzelnematoden, die sich als wandernde Pflanzenparasiten
in die Wurzeln der Wirtspflanzen bohren und diese aussaugen.
Um auf chemische Nematodenbekämpfung verzichten zu können, werden bei uns freie Flächen mit diesen speziellen Fangpflanzen bestellt, zu denen neben Senf auch Tagetes oder Ölrettich zählen.
Nematoden fangen mit Gelbsenf
Durch die in den
Senf-Saaten enthaltenen spezifischen Inhaltstoffe werden die Larven der
Nematoden angelockt und dringen in die Wurzel ein. Die Entwicklung der Larven
zu geschlechtsreifen Tieren ist in der Pflanze jedoch erheblich gestört, da in
den resistenten Gelbsenfwurzeln im Unterschied zu den
Kultur-Wirtspflanzenwurzeln die Bildung des Nährzellensystems eingeschränkt
ist. Es gibt für die Nematoden schlicht nicht ausreichend ‚zu futtern’. Da die
Weibchen während ihrer Entwicklung ein Vielfaches der Nahrung als die Männchen
benötigen, werden aufgrund der Nahrungsknappheit kaum Weibchen gebildet.
Die Nematodenpopulation wird aufgrund des Weibchenmangels stark reduziert: Zwischen 100 bis 1000 Männchen kommen je nach resistenter Gelbsenf-Sorte auf nur ein Weibchen.
Zwischenfrucht Tagetes in einem anderen Freilandquartier
Die Senf- oder
Tagetespflanzen werden nach der Blüte bzw. dem ersten Frost gemulcht. Die
Biomasse verbleibt auf den Flächen wird vor der Neuaufschulung untergearbeitet.
Durch das Unterpflügen werden dem Boden
große Mengen an bodenbürtigem Stickstoff zugeführt, so dass die Senfpflanzen
auch als Gründünger wirken.
Die Senfpflanzen verbessern außerdem durch
ihr weitstreichendes Wurzelwerk die Krümelstruktur des Bodens.
Senf und Bienen
Eine wichtige Bedeutung haben die Senf-Pflanzen als späte Bienentracht noch im Oktober. Obwohl der Senf auch Nektar spendet, ist der Hauptnutzen für die Bienen hier der Senfpollen. Mit dem Senfpollen wird noch die letzte Winterbienenbrut ernährt und er dient als Vorrat für das kommende Frühjahr.
Gelbsenf: Nektar- und Pollenspender auch im Herbst, wenn sonst nur noch wenig blüht
Veröffentlicht in Integrierter, Anbau am 05.09.2018 18:55 Uhr.